FDP-Finanzexperte: Behörden nicht gewappnet für Skandale wie bei Wirecard

Wirecard-Firmenzentrale in Aschheim - Bild: Leo Molatore / CC BY-SA
Wirecard-Firmenzentrale in Aschheim - Bild: Leo Molatore / CC BY-SA

FDP-Finanzexperte Florian Toncar sieht die deutschen Behörden nicht gut genug gerüstet für die Aufdeckung ähnlicher Finanzskandale wie beim früheren Dax-Konzern Wirecard. „Die Behörden bei uns kapitulieren recht früh bei schwierigen, komplizierten Sachen – Singapur, Indien, Philippinen, komplizierte englische Dokumente“, sagte Toncar am Dienstag im ARD-„Morgenmagazin“. „Sie prüfen lieber die Volksbank um die Ecke, weil das einfacher ist, da kommt man leichter ran.“

Dies müsse sich aber in Zukunft ändern, mahnte der Obmann im Wirecard-Untersuchungsausschuss. „Lasst die Volksbank auch mal in Ruhe, aber geht mit nötiger Massivität auch mal in solche komplizierten, internationalen Sachverhalte rein.“

Im Wirecard-Skandal habe es ein „Behördenversagen, wie ich es selten gesehen habe“, gegeben, sagte Toncar. Es habe zunächst „ganz bestimmt eine Rolle gespielt, dass die Kritiker vor allem im Ausland saßen und das Unternehmen aus Deutschland kam und ein Börsenstar war“.

Toncar kritisierte die Reform der staatlichen Finanzaufsicht Bafin. Die Behörde setze keine Schwerpunkte. „Solange sie sich in der Breite verzettelt, wird sie es nie schaffen die großen komplexen Wirecard-Fälle dieser Welt aufzuarbeiten.“

Der Zahlungsdienstleister Wirecard hatte Ende Juni 2020 Insolvenz angemeldet und soll zuvor jahrelang die Bilanzen gefälscht haben. Der im Oktober 2020 beschlossene Untersuchungsausschuss soll die Vorkommnisse rund um den einstigen Dax-Konzern aufarbeiten und insbesondere das Vorgehen der Bundesregierung und der ihr unterstehenden Behörden untersuchen. Am Dienstag setzt der Ausschuss seine öffentliche Zeugenvernehmung fort; am Montag hatten die Oppositionsparteien FDP, Linke und Grüne ein Sondervotum vorgestellt, in dem sie unter anderem „kollektives Aufsichtsversagen“ beklagen.

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