Fast sieben Jahre nach dem Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 über der Ost-Ukraine hat vor einem niederländischen Gericht am Montag das Hauptverfahren gegen vier Angeklagte begonnen. Die Hinterbliebenen sollten endlich „Klarheit“ über die Ergebnisse der jahrelangen Ermittlungen bekommen, sagte der Vorsitzende Richter Hendrik Steenhuis. Bis heute habe „niemand zumindest teilweise die Verantwortung für den Absturz der MH17 übernommen“.
Den Auftakt bildete nach Angaben des Gerichts die „Anhörung der Sache“. Von Dienstag bis Donnerstag waren drei weitere Verhandlungstage angesetzt. Verteidigung und Anklage haben bis zum 9. Juli Zeit, sich zu äußern. Angehörige der Opfer sollen nach Gerichtsangaben im September zu Wort kommen.
Der Prozess gegen drei Russen und einen Ukrainer hatte im März 2020 begonnen. Die vier Angeklagten, denen in Abwesenheit der Prozess gemacht wird, werden unter anderem beschuldigt, die Rakete in die Ostukraine gebracht zu haben. Sie sollen in den Reihen der prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine hohe Ränge bekleidet haben.
Der Prozess findet in den Niederlanden statt, weil die meisten Opfer aus dem Land stammen und die Maschine dort gestartet war. Nur einer der vier Angeklagten lässt sich von Anwälten vor Gericht vertreten. Er hatte in einem im November vor Gericht eingespielten Video ausgesagt, keine Rakete gesehen zu haben.
Die Maschine von Malaysia Airlines war am 17. Juli 2014 vom Amsterdamer Flughafen Schiphol aus in Richtung Kuala Lumpur gestartet. Bei dem Abschuss über dem Konfliktgebiet im Osten der Ukraine wurden alle 298 Menschen an Bord getötet, unter ihnen 196 Niederländer und 38 Australier. Auch vier Deutsche waren unter den Opfern.
Ein internationales Ermittlerteam kam im Mai 2018 zu dem Schluss, dass die Maschine von einer BUK-Rakete abgeschossen wurde, die von einer Luftabwehrbrigade im russischen Kursk stammte. Die Niederlande und Australien machten daraufhin Russland für den Abschuss der Maschine und den Tod der 298 Insassen verantwortlich. Moskau bestritt jede Verwicklung und beschuldigte seinerseits die Regierung in Kiew.
In der Ost-Ukraine herrscht seit 2014 Krieg. Russland unterstützt in dem Konflikt die prorussischen Rebellen, die in Luhansk und Donezk sogenannte Volksrepubliken ausgerufen haben. Mehr als 13.000 Menschen wurden in dem Konflikt bereits getötet.