Habeck fordert strengere Regeln für mehr Corona-Schutz in Fleischindustrie

Robert Habeck - Bild: Superbass / CC BY-SA 4.0 / CC BY-SA

Tierschützer haben vorübergehend den Hauptstandort des umstrittenen Fleischkonzerns Tönnies besetzt. Aktivisten des Bündnisses „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ erklommen am frühen Samstagmorgen das Dach des Schlachthofs im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück und blockierten die Hauptzufahrtsstraße. Nach Aufforderung der Polizei verließen die Aktivisten das Dach später wieder. Die Polizei nahm drei Frauen vorläufig in Gewahrsam.

Das Bündnis forderte eine dauerhafte Schließung des Schlachthofs, der wegen eines massiven Corona-Ausbruchs in die Schlagzeilen geraten war. Vier Aktivisten kletterten auf das Dach des Tönnies-Werks und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Shut down Tierindustrie“. Weitere rund 25 Aktivisten demonstrierten auf dem Gelände vor der Fleischfabrik. Einige ketteten sich auf einer Zufahrtsstraße aneinander.

Tönnies steht massiv unter Druck, nachdem es bei dem Fleischkonzern in Rheda-Wiedenbrück einen massiven Corona-Ausbruch gegeben hatte. Der Betrieb wurde geschlossen und ein erneuter Lockdown für den Kreis Gütersloh und vorübergehend auch für den Nachbarkreis Warendorf angeordnet.

Im Kreis Gütersloh meldete das Robert-Koch-Instutut mit Stand von Sonntag, 00.00 Uhr, noch 56 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen der vergangenen sieben Tage. Die kritische Marke liegt bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. 

Grünen-Chef Robert Habeck drängte angesichts der Corona-Ausbrüche in der Fleischindustrie auf strengere Regeln für mehr Sicherheit in Schlachthöfen. „Es muss verpflichtende Mindeststandards geben, damit nicht noch mehr Schlachthöfe zum Corona-Herd werden. Das ist Aufgabe der Bundesregierung“, sagte Habeck der „Bild am Sonntag“.

Auch eine Reduzierung des Arbeitstempos sei sinnvoll. „Relevant kann auch ein langsamerer Takt und damit eine geringere Zahl von Schlachtungen sein“, sagte Habeck.

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel steht unterdessen wegen seiner Beratertätigkeit für Tönnies weiter unter Beschuss. Der SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese forderte Gabriel auf, sein Honorar aus dem Beraterjob in Höhe von 10.000 Euro nicht zu behalten. „Sigmar Gabriel sollte sich überlegen, ob er sein Beraterhonorar nicht für einen guten Zweck spendet“, sagte Wiese der „Saarbrücker Zeitung“.

Gabriel wies Anschuldigungen zurück, er habe in seiner Zeit als Bundeswirtschaftsminister den umstrittenen Fleischunternehmer Clemens Tönnies vor einer Millionenstrafe des Bundeskartellamts bewahrt. Den Verdacht bezeichnete Gabriel in der Internetsendung „Bild live“ als „Quatsch“. Er habe mit dem Thema nichts zu tun gehabt. „Warum soll ich mich zu solchen Vorwürfen äußern, die an den Haaren herbeigezogen sind.“

In einem Brief, aus dem die „Bild“-Zeitung zitierte, hatte Robert Tönnies, Neffe von Clemens Tönnies, entsprechende Vorwürfe erhoben. In dem Schreiben fragt Robert Tönnies demnach, ob das Honorar für Gabriel als „nachträgliche Belohnung für Vorteile des Unternehmens in der Zeit der Regierungstätigkeit“ verstanden werden könne. 

Gabriel sagte dazu in „Bild live“, er kenne den Brief von Robert Tönnies nicht, wisse aber, dass „der Neffe von Clemens Tönnies mit Clemens verfeindet ist“. Diese „Familienstreitigkeiten“ wolle er aber nicht kommentieren.

Der Ex-Wirtschaftsminister verteidigte sein Handeln gegenüber der nun durch Corona-Ausbrüche scharf in die Kritik geratenen Fleischindustrie. Ein einfaches Nachlesen der Zeitungen in der Zeit, in der er Bundeswirtschaftsminister gewesen sei, werde zeigen, „dass ich mit der Fleischbranche und auch mit Clemens Tönnies nicht besonders freundlich umgegangen bin“.

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