Der Mundschutz begleitet uns in der Corona-Krise tagtäglich. Doch was die Menschen vor dem Coronavirus schützt, könnte für die Umwelt zum Problem werden. Untersuchungen von Katarina Schickling, Dokumentarfilmerin und Autorin von „Der Konsumkompass – Gut und nachhaltig leben muss nicht kompliziert sein“, haben ergeben, dass zum Beispiel Einwegmasken „eine potenzielle Umweltsünde“ sind. Im Gespräch erklärt die Expertin, wie umweltschädlich herkömmliche Vliesmasken sind und welcher Mundnasenschutz die ökologischere Alternative ist.
Einwegmasken: Kein umweltfreundliches Material
„Die Einwegmasken, die man mittlerweile fast überall in Großpackungen bekommt, fühlen sich an wie eine Art Hygienepapier, sind aber tatsächlich aus Vlies. Dabei werden Fasern nicht gewebt, sondern anderweitig verbunden. Diese Fasern bestehen üblicherweise aus mehreren Schichten Polypropylen, einem Kunststoff, der aus Rohöl gewonnen wird. Auf jeden Fall schon einmal ein Minuspunkt für die Einwegmasken“, führt Schickling über die Materialzusammensetzung von Einwegmasken aus.
Die Herstellung und Lieferung der Masken sehe Schickling nicht zwingend als Umweltproblem. Viel wichtiger sei es, was mit den Masken nach der Benutzung geschehe. „Polypropylen ist – wie andere Plastikarten – sehr lange haltbar und zersetzt sich nicht. Polypropylen bleibt deshalb als Plastikmüll über viele Jahrzehnte erhalten und zerreibt sich in feinste Teilchen, dem Mikroplastik.“ Das wirke sich besonders auf die Umweltbelastung in den Meeren aus. Sämtliche Tiere könnten die Mikroplastikteilchen verschlucken, außerdem könne es auch im Grundwasser landen.
Ein weiterer Nachteil sämtlicher Einwegmasken sei die kurze Haltbarkeit. Sobald sie durchfeuchtet sind, gehören sie in den Abfall. Was viele nicht wissen: „Auch wenn Polypropylen an sich ein gut recyclebarer Kunststoff ist – die Einwegmasken müssen zwingend in den Restmüll, weil sie mit Keimen belastet sind.“ Trotzdem werden für Einwegmasken nach wie vor Wucherpreise verlangt. „Hier wird ein Billigstartikel mit enormen Gewinnspannen vertrieben. Das ist nicht illegal, aber mit verantwortungsbewusstem, unternehmerischem Handeln hat das nichts zu tun“, so Schickling.
Die nachhaltigere Variante
Die Masken-Variante aus Baumwolle sei laut Schickling ebenfalls nicht „ganz unproblematisch“, aber dennoch eine umweltfreundlichere Alternative. „Der Anbau von Baumwolle ist extrem wasserintensiv und das ausgerechnet in Ländern, wo das Wasser sowieso knapp ist, weil Baumwolle ein heißes, trockenes Klima benötigt“, erklärt die Autorin. Hinzu komme der Einsatz von Pestiziden.
Viele Masken werden jedoch aus bereits produziertem Material hergestellt, wie etwa „Stoffreste, die noch zu Hause herumliegen oder der Verschnitt, der in Schneidereien anfällt“. „Weil die Stoffmenge für die Masken so gering ist, nutzen viele kleine Modefirmen, die durch die Corona-Krise schwer gebeutelt sind, das Maskengeschäft als rettende Resteverwertung – damit fällt bei diesen Stoffrest-Masken die CO2-Bilanz bei der Herstellung quasi weg.“ Baumwollmasken seien für Schickling deshalb „sympathischer“.
Masken umweltschonend reinigen
Allerdings betont sie, dass es hier auch auf eine umweltschonende Reinigung ankomme. Schließlich solle man Mehrwegmasken auch lange benutzen. „Backofen und Mikrowelle schneiden bei der Ökobilanz schlecht ab. Zudem sind dann zwar die Keime tot, aber Hautschüppchen, Schweiß und anderer Dreck sind immer noch in der Maske“, stellt Schickling klar.
Die effektivste Methode sei die Waschmaschine beziehungsweise ein Waschgang bei 60 °C. „Unbedingt ohne ECO-Programm, denn das erreicht nicht immer lange genug 60 °C.“ Außerdem komme es darauf an, eine volle Trommel anzuschalten, „denn nur eine volle Waschmaschine ist eine ökologisch korrekte“.
Eine weitere Alternative sei das Auskochen. Dafür einfach die „Masken in einen Topf geben und mit kochendem Wasser übergießen, zehn Minuten stehen lassen. Noch effektiver mit einem TL Waschmittel“, sagt Schickling. Darüber hinaus empfehle sie mehrere Masken gleichzeitig zu reinigen und das Wasser mit einem Wasserkocher zu erhitzen. Das komme der Umwelt am ehesten zugute.