Repräsentanten von Staat und Bundeswehr haben am Montag in Berlin an die Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime und ihren gescheiterten Umsturzversuch am 20. Juli 1944 erinnert. Der damalige Hitler-Attentäter Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Mitstreiter „haben es gewagt, für das Richtige aufzustehen, obwohl sie wussten, dass das den sicheren Tod bedeuten konnte“, sagte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
Zwar seien die Widerstandskämpfer damals mit ihrem Vorhaben gescheitert, ihr Handeln sei aber „für die Bundesrepublik Deutschland nach dem Krieg sinnstiftend geworden“, sagte Kramp-Karrenbauer weiter auf der zentralen Gedenkfeier in Berlin-Plötzensee. Das NS-Regime habe damals zwar die beteiligten Menschen töten können, „nicht aber ihre Haltung“, hob die Verteidigungsministerin hervor. Ihr Erbe „werden wir niemals vergessen“.
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach von einer „bleibenden Lektion“, dass „Widerstand gegen Unrecht auch unter schwierigsten Bedingungen möglich war“. Neben den Widerstandskämpfern des 20. Juli gedachte er auch aller Menschen, die sich in der Zeit der Diktatur gegen das NS-Regime aufgelehnt hatten.
Mit Blick auf den rechtsextrem motivierten Angriff auf die Synagoge von Halle sowie die fremdenfeindlichen Morde von Hanau und die Ermordung des Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke rief Müller aber auch dazu auf, sich heute Menschen, die Antisemitismus und anderen menschenverachtenden Ideologien anhängen, „noch entschlossener entgegenzustellen“. „Wir wissen, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind“, sagte der SPD-Politiker.
Stauffenbergs Enkel Philipp von Schulthess erinnerte an die lange Einsamkeit der Familien der Widerstandskämpfer, deren Handeln auch nach dem Krieg zunächst nicht gewürdigt worden sei. Viele Menschen „der Mitläufergeneration“ hätten dieses als „Vorwurf mit Blick auf das eigene Versagen“ empfunden. Später wiederum sei in Westdeutschland nur des bürgerlichen, in der DDR nur des kommunistischen Widerstands gedacht worden. Gleichwohl sei es heute für Deutschland „von zentraler befreiender Wirkung, dass es einmal diese Menschen im Widerstand gegeben hat“.
Die Gedenkfeier fand wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer statt, wurde aber in Fernsehen und Internet übertragen. In Berlin-Plötzensee waren nach dem Umsturzversuch 89 Menschen vom NS-Regime hingerichtet worden. Bereits in der Nacht nach dem gescheiterten Attentat waren zuvor fünf Hauptbeteiligte, darunter auch Stauffenberg, im Hof des Bendler-Blocks in Berlin erschossen worden. Dort findet am Mittag in Erinnerung an die Attentäter eine Gelöbnisfeier der Bundeswehr statt.