Mehr als jeder vierte Erwerbstätige hat in der Corona-Krise laut einer Umfrage Einkommenseinbußen erlitten. Von April bis Juni stieg die Zahl der Betroffenen von 20 auf 26 Prozent, wie die Hans-Böckler-Stiftung am Freitag mitteilte. Dagegen ist die Quote der Menschen, die sich Sorgen um ihre wirtschaftliche Zukunft oder ihren Job machen, etwas zurückgegangen.
Im April hatten noch 70 Prozent der Erwerbstätigen Sorgen um die eigene wirtschaftliche Situation geäußert. Im Juni sagten dies 58 Prozent. Rückläufig war vor allem der Anteil mit „großen“ Sorgen – er sank von 24 auf 15 Prozent.
Für die Umfrage befragte das Meinungsforschungsunternehmen Kantar im Auftrag der gewerkschaftsnahen Stiftung zwischen Mitte und Ende Juni insgesamt 6309 Erwerbstätige; im April waren bereits gut 7700 Erwerbstätige interviewt worden.
Nach Angaben der Böckler-Stiftung zeigt die Juni-Auswertung, dass auch nach der weitgehenden Lockerung der Kontaktbeschränkungen die Corona-Krise die Ungleichheit bei Einkommen und beruflichen Möglichkeiten verschärft. Demnach haben Erwerbstätige mit ohnehin schon niedrigeren Einkommen „deutlich mehr unter negativen wirtschaftlichen Folgen zu leiden als Menschen mit höheren Einkommen“.
Zugleich würden von den Befragten Erfolge bei der Eindämmung der Virusausbreitung in Deutschland und die Anti-Krisenpolitik von Bund und Ländern „offensichtlich positiv wahrgenommen“, erklärte Stiftung. Nach wie vor sind demnach insgesamt rund zwei Drittel der Befragten eher oder voll zufrieden mit dem Krisenmanagement.
Allerdings sind auch hier die Unterschiede erheblich: Die Zustimmungswerte steigen laut Umfrage mit dem Einkommen und liegen zwischen 46 Prozent bei Erwerbstätigen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 1500 Euro und 72 Prozent bei einem Haushaltsnetto über 3200 Euro. Zudem können sich 39 Prozent aller Befragten auch vorstellen, dass die Pandemie „benutzt wird, um die Interessen von Reichen und Mächtigen durchzusetzen“. Dieser Verdacht ist unter Menschen mit niedrigen Einkommen ebenfalls überdurchschnittlich verbreitet. Hier stimmen 50 Prozent zu.