Studie: Jugend fühlt sich zu wenig gehört und nicht ernst genommen

Symbolbild: Nachdenkliche junge Frau
Symbolbild: Nachdenkliche junge Frau

Viele Teenager in Deutschland fühlen sich einer Untersuchung zufolge von der Politik weder gehört noch ernst genommen. Ein Großteil beklagt eine fehlende Teilhabe der jungen Generation an politischen Entscheidungsprozessen, wie die am Donnerstag in Berlin veröffentlichte aktuelle Sinus-Jugendstudie zur Lebenswelt der 14- bis 17-Jährigen ergab. Aus Jugendsicht wird Politik demnach vor allem von „alten weißen Männern“ dominiert.

Pauschales Politikerbashing ist der Untersuchung zufolge aber bei Jugendlichen selten: Politische Akteure und Institutionen würden vielmehr differenziert beurteilt, teilten die Autoren mit. Viele Jugendliche zeigten Verständnis und Empathie für Politiker, die einen „harten, stressigen Job“ machten.

Den jugendlichen Zeitgeist beschreiben die Forscher als „grün und bewahrend“. Dabei werde die Klimakrise aus jugendlicher Perspektive von den Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und in der älteren Generation nicht ernst genommen. Mögliche Problemlösungen würden verschleppt oder sogar hintertrieben, kritisieren demnach viele junge Menschen.

In der Corona-Krise zeigen sich Jugendliche laut der Studie zwar genervt von den Einschränkungen, aber zugleich mitfühlend und verantwortungsbewusst. Die befragten 14- bis 17-Jährigen zeigen demnach wenig Angst vor einer eigenen Ansteckung, befürchten aber, andere Menschen anzustecken.

Der Politik stellen die Jugendlichen in Corona-Zeiten ein gutes Zeugnis aus: Den Studienautoren zufolge vertrauen sie den Akteuren und sehen die Anti-Corona-Maßnahmen als nachvollziehbar und verhältnismäßig an. Kritisiert werden demnach aber eine verfrühte Wiedereröffnung der Schulen und eine mangelnde Beteiligung von Jugendlichen an den entsprechenden Debatten.

Viele Befragte beklagen zudem eine „Jeder-für-sich“-Mentalität und einen fehlenden Zusammenhalt in der Gesellschaft. Für zahlreiche Jugendliche seien heute gute, abgesicherte Lebensverhältnisse wichtiger als Status, Erfolg und Aufstieg, berichteten die Forscher. Ein dominanter Zukunftswunsch vieler Jugendlicher sei es, in der Mitte der Gesellschaft anzukommen.

In seiner aktuellen Studie „Wie ticken Jugendliche?“ beschreibt das Sinus-Institut unterschiedlichste Aspekte der jugendlichen Alltags- und Lebenswirklichkeit – von Schule und Berufswahl über Gesundheit bis zur Politik. Die Schlussfolgerungen aus den Interviews werden mit Skizzen, Fotos und Collagen sowie O-Tönen der befragten Jugendlichen dokumentiert. Die Studie ist im Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung verfügbar.

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