Studie: Mehrheit der Bürger durch Zunahme von Fake News in Corona-Krise beunruhigt

Symbolbild: Fake News
Symbolbild: Fake News

Die Mehrheit der Bürger ist einer Studie zufolge wegen der Zunahme von Falschmeldungen in der Corona-Krise besorgt. „Noch nie zuvor haben sich Desinformationen so schnell und flächendeckend verbreitet und hartnäckig festgesetzt“, lautet das am Freitag veröffentlichte Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, welche die Friedrich-Naumann-Stiftung in sieben Ländern in Auftrag gegeben hatte. 

So glauben 44 Prozent der Befragten, die Medien würden auf Druck der Regierung Tatsachen über das Coronavirus verschweigen. Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Kantar im Auftrag der FDP-nahen Stiftung rund 7300 Menschen zu ihrer Mediennutzung und zu Falschmeldungen während der Corona-Pandemie. Die Teilnehmer stammten aus Deutschland, den USA, aus Mexiko, Südafrika, den Philippinen sowie Indien und Jordanien.

Befragt nach ihrer Selbsteinschätzung gaben 95 Prozent der Teilnehmer an, in Bezug auf die Corona-Pandemie und das Coronavirus „sehr gut“ und „eher gut“ informiert zu sein. 74 Prozent der Befragten empfinden der Umfrage zufolge die Zunahme von bewussten Falschmeldungen in der Corona-Krise als beunruhigend. Während in Deutschland nur rund 53 Prozent beunruhigt sind, sind die Sorgen in allen anderen befragten Ländern größer. 

Das Fernsehen ist dabei nach wie vor das Hauptnachrichtenmedium (77 Prozent). Gleich dahinter folgen Onlinenetzwerke wie Facebook und YouTube sowie Messengerdienste wie WhatsApp (68 Prozent). Mehr als die Hälfte der Befragten nutzt Online-Angebote von Zeitungen. 46 Prozent greifen auf „sonstige Quellen“ im Netz zurück. 

Obwohl 62 Prozent der Befragten die Berichterstattung von Radio, Fernsehen und Zeitungen als ausgewogen und glaubhaft bewerten, sei das Vertrauen in die Medien offenbar tief erschüttert, schlussfolgert die Stiftung. 54 Prozent empfänden es als schwierig, zwischen Nachrichten und bewussten Falschmeldungen zu unterscheiden. 

44 Prozent der Befragten glauben, die Medien würden auf Druck der Regierung Tatsachen über das Coronavirus verschweigen. In Deutschland stimmen 38 Prozent der 18- bis 45-Jährigen dieser Aussage zu. In den USA ist sogar rund die Hälfte aller Befragten dieser Auffassung, in Mexiko und Südafrika mehr als die Hälfte. Dies sei „ein gefährlicher Nährboden für Verschwörungstheorien und Falschmeldungen“, etwa zur Herkunft des Virus, erklärt die Stiftung. 

So ist rund ein Viertel aller deutschen Befragten der Meinung, das Coronavirus sei in einem chinesischen Labor gezüchtet worden. In Indien sind sogar 79 Prozent der Menschen davon überzeugt, in den USA rund 44 Prozent. 72 Prozent der Umfrage-Teilnehmer in Indien sind überzeugt, Corona sei eine chinesische Bio-Waffe, in den USA glaubt dies jeder Dritte.

Auch Verschwörungstheorien über den Microsoft-Milliardär Bill Gates, der sich für die Entwicklung eines Impfstoffes einsetzt, finden in einigen Ländern viel Widerhall. So stimmt die Hälfte der Befragten der Aussage zu, Gates würde eine Zwangsimpfung für jeden Menschen fordern. 

In Deutschland sind rund 28 Prozent der Befragten dieser Meinung. An die Behauptung, Gates wolle zur Bekämpfung der Corona-Pandemie Menschen Mikrochips einpflanzen, glaubt länderübergreifend laut Umfrage nahezu ein Drittel aller Befragten. 

Die Glaubwürdigkeit von Politikern und Ärzten sei in der Corona-Krise länderübergreifend gesunken, erklärte die Stiftung weiter. Drei Viertel der Befragten sind demnach der Auffassung, dass bewusste Falschmeldungen zur Corona-Pandemie die Kompetenz dieser Berufsgruppen untergraben. 

Allerdings sind rund drei Viertel der Deutschen der Meinung, die Regierung handele beim Corona-Schutz im besten Sinn der Bevölkerung. In den USA glaubt dies nur rund die Hälfte der Befragten.

Die Studie zeichne „ein düsteres Bild“, lautet das Fazit der Stiftung. „Lügen leben länger. Und nehmen direkten Einfluss auf unsere politischen Entscheidungen. Eine Realität, für die wir als Demokratie gewappnet sein müssen.“

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