Improvisiert wirkt es schon, doch eigentlich geht alles ganz fix: Wer am Hauptbahnhof in München vergangene Woche einen kostenlosen Corona-Test für Reiserückkehrer machen wollte, musste nicht lange warten. Zunächst die Hände desinfizieren, dann mit einem Kugelschreiber die persönlichen Daten auf einem handschriftlich ergänzten Formular eintragen. Der Kugelschreiber kommt in eine Box, das Formular bekommen Mitarbeiterinnen hinter einer Plexiglasscheibe, die die Daten in einen Laptop tippen.
Die Hände nochmal desinfizieren und auf eine Bierbank setzen. Dann steckt ein Mitarbeiter des Arbeiter-Samariter-Bundes im weißen Schutzanzug mit Gesichtsvisier und Maske den Rückkehrern ein langes Stäbchen in den Rachen. „Den Würgereiz jetzt bitte ignorieren“, sagt er. Die Probe kommt in ein Plastikröhrchen, die Reisenden dürfen ihres Weges ziehen. Das Ganze dauert keine fünf Minuten.
„Zwei bis vier Tage“ müssten die Getesteten auf das Ergebnis warten, hatte der Mitarbeiter gesagt. „Wenn es positiv ist, meldet sich das Gesundheitsamt schneller“.
Was der Mitarbeiter nicht sagte und wahrscheinlich auch nicht wusste: Wer Pech hat, muss über eine Woche auf Rückmeldung warten. So passiert in 44.000 Fällen, wie die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Mittwochabend einräumen musste. Darunter waren auch 900 positive Tests. Schuld an den Verzögerungen sei die händische Erfassung der Daten.
Ärgerlich ist das vor allem für diejenigen Rückkehrer, die aus Risikogebieten kamen und deshalb teilweise immer noch in Quarantäne sitzen, weil sie keine Entwarnung bekommen haben. Peinlich wiederum ist es für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der beim Thema kostenlose Corona-Tests bundesweit vorgeprescht war.
Und potenziell gefährlich ist das Ganze für die Bevölkerung, wenn Infizierte weitere Menschen anstecken und dies eigentlich hätte verhindert werden können. „Da kann man sich die Tests halt auch sparen“, meinte eine Rückkehrerin vom österreichischen Wolfgangssee, als sie von der Panne erfuhr.
„Testen, testen, testen bringt nichts, wenn die Umsetzung nicht funktioniert“, erklärte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar. „Wertvolles Vertrauen in die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Epidemie wird verspielt“.
Dass es vergangene Woche noch keine Schlangen vor der Teststation am Münchner Hauptbahnhof gab, hatten die Verantwortlichen damit erklärt, dass die Tests gerade erst angelaufen seien und die Station in einem abgeschotteten Nebenflügel des Bahnhofs eingerichtet wurde. Misstrauen in die Behörden könnte allerdings dafür sorgen, dass die Schlangen auch in Zukunft kurz bleiben.