Der Klimawandel oder Cyber-Angriffe machen den Chefs großer Unternehmen weltweit nicht länger die größten Sorgen: Infolge der Corona-Pandemie steht einer KPMG-Studie zufolge nun der Fachkräftemangel ganz oben auf ihrer Agenda. „Die Gewinnung und die Bindung von genügend und qualifizierten Mitarbeitern“ habe sich aus Sicht der Konzernchefs „zum wichtigsten Geschäftsrisiko entwickelt, noch vor Lieferketten- und Umweltrisiken“, erklärte die Beratungsgesellschaft am Dienstag.
KPMG befragte im Januar und Februar insgesamt 1300 Chefs von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 500 Millionen US-Dollar. Im Juli und August wurden dann 315 dieser Unternehmenslenker erneut befragt.
Zuletzt gaben 21 Prozent an, von Personalfragen wie der ausreichenden Gewinnung von Fachkräften sowie deren Zufriedenheit und Gesundheit gehe innerhalb der nächsten drei Jahre das größte Risiko für ihr Unternehmen aus. Anfang des Jahres – vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie – hatte der entsprechende Anteil nur ein Prozent betragen.
Der zweitgrößte Sorgenfaktor ist den Angaben zufolge nun die Lieferkette der Unternehmen (18 Prozent), gefolgt von möglichen territorialen oder geopolitischen Problemen (14 Prozent). Nur noch zwölf Prozent sorgen sich laut KPMG am meisten um die Folgen des Klimawandels – zum Jahresbeginn waren es 22 Prozent gewesen. Das Thema Cyber-Sicherheit folgt mit einem Anteil von zehn Prozent auf dem fünften Platz.
39 Prozent der Befragten gaben an, selbst oder durch ihre Familie von Covid-19 betroffen gewesen zu sein. Dadurch hätten Betroffene unter anderem „die Kommunikation mit den Mitarbeitern während der Krise stärker intensiviert als nicht betroffene Kollegen“, erklärte KPMG-Expertin Angelika Huber-Straßer. Zwei von drei Befragten berichteten laut der Beratungsgesellschaft von einer verbesserten Kommunikation, drei Viertel wollen ihre Mittel zur digitalen Zusammenarbeit und Kommunikation weiter aufbauen.
„Der Neugestaltung der Arbeitswelt mit den unterschiedlichsten Modellen der Zusammenarbeit kommt eine immer wichtigere Rolle zu“, erklärte Huber-Straßer. Insofern sei es „nachvollziehbar“, dass die Unternehmenschefs Personalfragen „höchste Priorität einräumen, um ihr Geschäft sichern und auszubauen zu können“. Immerhin habe das verstärkte Homeworking im Zuge der Pandemie dafür gesorgt, dass das Potenzial qualifizierter Arbeitskräfte deutlich gestiegen sei.