Die Tierseuche Afrikanische Schweinepest ist in Deutschland angekommen. Ein am Mittwochabend gemeldeter Verdachtsfall bei einem Wildschwein-Kadaver in Brandenburg habe sich „leider bestätigt“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstag in Berlin. Für den Menschen ist die Infektionskrankheit ungefährlich – Schweinehalter fürchten jedoch mögliche Exportstopps und große wirtschaftliche Schäden.
Der Kadaver war wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt im Spree-Neiße-Kreis gefunden worden. Eine Probe wurde noch am Mittwochabend ins Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das nationale Referenzlabor für solche Fälle, gebracht und dort virologisch untersucht. Am Donnerstagmorgen lag das Ergebnis vor.
Seit Herbst 2019 waren zuvor mehrere Fälle von Afrikanischer Schweinepest in Westpolen bekannt geworden. Außerdem wurde die Tierseuche unter anderem schon im Baltikum, in Bulgarien und Rumänien sowie in Belgien nachgewiesen.
Nach Angaben von FLI-Präsident Thomas Mettenleiter wird nun analysiert, ob es sich um einen Einzelfall handelt. Deshalb wird die Suche nach möglichen weiteren betroffenen Tieren in dem Gebiet intensiviert. Außerdem wird ein sogenanntes Restriktionsgebiet definiert werden.
Am Mittag will Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) über die konkreten Maßnahmen informieren, die das Bundesland nun ergreift. Nach Angaben Klöckners geschieht dies in engem Austausch mit dem Bund und dem FLI; für mögliche Absperrungen oder andere Einschränkungen ist aber in diesem Fall Brandenburg zuständig.
Im Seuchenfall haben die Behörden die Möglichkeit, den Personen- und Fahrzeugverkehr einzuschränken und dort Absperrungen zu errichten, wo die Afrikanische Schweinepest aufgetreten ist, wie Klöckner erläuterte. Außerdem können sie die Jagd verbieten oder beschränken, die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen untersagen, Jagdschneisen anlegen und gegebenfalls beispielsweise Jäger damit beauftragen, eine zusätzliche „Bejagung vorzunehmen“.
Klöckner betonte, selbst beim Verzehr von gegebenenfalls kontaminiertem Fleisch gehe keine Gefahr für den Menschen aus. Für Wildscheine wie auch für Hausschweine ende die Seuche aber „fast immer tödlich“. Außerdem sei das Virus „hoch infektiös“ und „hoch stabil“ – das heißt, es übersteht selbst große Temperaturschwankungen, etwa wenn Fleisch eingefroren wird. Selbst geringste Kontaminierungen, beispielsweise an Jagdtrophäen aus einem betroffenen Gebiet oder Spuren an Stiefeln, bergen demnach die Gefahr einer Weiterverbreitung des Virus.
„Nun geht es darum, dass Schlimmste zu verhindern und die Hausschweine in unseren Ställen gesund zu halten“, erklärt der Präsident des Landesbauernverband Brandenburg (LBV), Henrik Wendorff. Um das Seuchengeschehen zu begrenzen, richten die Veterinärbehörden seinen Angaben zufolge derzeit um den Fundort herum eine Kernzone, ein gefährdetes Gebiet sowie eine Pufferzone ein. Innerhalb dieses Bereichs würden „umfassende Maßnahmen“ gegen die Ausbreitung zum Schutz der Hausschweine ergriffen.
„Alle Schweinehalter sind sensibilisiert, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten und haben ein starkes Eigeninteresse daran, strikt auf die Biosicherheit in den Betrieben zu achten“, erklärte Wendorff. Wichtige Maßnahmen sind demnach unter anderem, direkte und indirekte Kontakte zu Wildschweinen zu verhindern und ein Verbot der Fütterung von Speiseabfällen.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) forderte eine „wildschweinfreie Zone an der polnischen Grenze“. Dazu gehörten weiter „die konsequente Bejagung von Schwarzwild und ein stabiler Zaun“. Der Verband appellierte an Reisende, Wurstbrote und andere Essensreste nicht unachtsam wegzuwerfen.
Denn auch über Nahrungsmittel kann sich die Afrikanische Schweinepest ausbreiten. Klöckner betonte deshalb die Bedeutung von Informationskampagnen, die sich etwa über mehrsprachige Plakate an Raststätten beispielsweise an Fernfahrer richten. Die Afrikanische Schweinepest komme „nicht nur auf zwei Beinen, sondern häufig auch auf vier Rädern“, sagte sie.
Die Bundesregierung steht nach Klöckners Angaben nun in engem Kontakt auch mit der EU-Kommission, der Weltorganisation für Tiergesundheit und auch mit den Handelspartnern. Besonders im Fokus steht hier China, das ein bedeutender Absatzmarkt für Schweinefleisch aus Deutschland ist.
Klöckner verwies darauf, dass es über die EU-Kommission mit China und weiteren Drittstaaten Vehandlungen über eine weitere Regionalisierung gebe. Dabei soll es unter anderem darum gehen, dass Fleisch, das nicht aus Restriktionsgebieten kommt, weiter gehandelt werden kann.