Die Zahl der Studenten, die Anträge auf Corona-Überbrückungshilfen stellen, ist weiter zurückgegangen. Im August gab es rund 40.000 entsprechende Anträge, nach mehr als 71.000 im Juli und mehr als 82.000 im Juni, wie die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland am Dienstag berichteten. Sie beriefen sich auf eine Antwort des Bundesbildungsministeriums auf eine Anfrage des Grünen-Hochschulpolitikers Kai Gehring.
Die Daten geben demnach den Stand vom 25. August wieder und beziehen sich auf Zuschüsse von bis zu 500 Euro im Monat, die Studenten in finanzieller Notlage beantragen können. Sie müssen für jeden Monat einzeln beantragt werden.
Daneben gibt es noch die Möglichkeit, einen zinslosen Studienkredit bei der staatlichen Förderbank KfW zu beantragen. Hier wurden dem Bericht zufolge im August rund 3100 Anträge gezählt, nach knapp 5600 im Juli und gut 12.000 im Juni.
Der Grünen-Abgeordnete Gehring machte eine falsche Konzeption für die geringe Nachfrage nach den Corona-Hilfen verantwortlich. „Es gibt nach wie vor einen riesigen und ungestillten Bedarf an wirksamer Unterstützung“, zeuigte sich Gehring überzeugt. „Das leisten weder der KfW-Studienkredit, vor denen Verbraucherschützer warnen, noch die Überbrückungshilfe, die als Zuschuss gezahlt wird.“
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) habe die Überbrückungshilfe so konzipiert, „dass damit möglichst wenige Studierende unterstützt werden“, kritisierte Gehring. Er verwies darauf, dass Anträge abgelehnt würden, wenn die Betroffenen nicht nachweisen könnten, dass ihre Notlage durch Corona verursacht sei. „Studierenden in Not bleibt nur noch, den Gürtel enger zu schnallen, zu den Eltern zurückziehen, um Miete zu sparen, oder das Studium gleich ganz abbrechen“, resümierte Gehring.
Auch der FDP-Hochschulpolitiker Jens Brandenberg kritisierte das System. „Nur weil eine Studentin die pandemische Ursache ihre finanziellen Notlage nicht schriftlich beweisen kann, ist ihre Not noch lange nicht behoben“, erklärte er in Berlin. Offenbar würden etwa Anträge abgelehnt, weil Corona im Kündigungsschreiben des studienfinanzierenden Nebenjobs nicht explizit genannt sei. „Das ist absurd und scheinheilig.“
Brandenberg forderte auch eine langfristige Perspektive für die Studierenden. Die Überbrückungshilfen gibt es nach jetzigem Stand nur bis einschließlich September. Der KfW-Kredit ist nur bis März 2021 zinsfrei. Zudem gelten „sehr starre Rückzahlungsmodalitäten“, wie Brandenberg monierte.
„Von der Lebensrealität vieler Studierender hat die Bildungsministerin offenbar keinen blassen Schimmer“, urteilte der FDP-Abgeordnete. „Studierende brauchen endlich eine krisenfeste Studienfinanzierung für die nächsten Semester.“