Die Immobilienwirtschaft sieht die Innenstädte wegen der Corona-Krise in „großer Gefahr“. Wegbrechende kleine Einzelnutzer in Fußgängerzonen und Handelszentren „werden fehlen“, erklärte am Montag der Präsident des Spitzenverbandes ZIA, Andreas Mattner, bei Vorlage des Herbstgutachtens. „Die Lebendigkeit der Innenstädte ist bedroht.“ Der Markt für Wohnimmobilien dagegen zeige sich von der Corona-Pandemie „unbeeindruckt“.
In den Innenstädten seien viele Unternehmen trotz aller politischen Maßnahmen in ihrer Existenz bedroht, vor allem der stationäre Einzelhandel und die Hotellerie, erklärte der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA). „Wenn wir hier jetzt nicht gegensteuern, fährt der stationäre Einzelhandel gegen die Wand“, sagte Verbandspräsident Mattner. Bereits zum heutigen Zeitpunkt zeichne sich ab: „Es wird Zahnlücken in den deutschen Fußgängerzonen und Handelszentren geben – das ganze Ausmaß werden wir erst im Laufe des kommenden Jahres spüren.“
Mattner forderte, ergebnisoffen über neue Wege und Konzepte der Innenstadtgestaltung und Immobiliennutzung nachzudenken. Es sei gemeinsame Aufgabe aller Akteure der Stadtgesellschaft, die Lücken zu füllen. Im Herbstgutachten werden etwa schnellere und pragmatischere Genehmigungsverfahren gefordert, um Umbauten möglich zu machen. Förderkonzepte müssten in Zukunft viel treffsicherer sein; Krisengewinner, wie beispielsweise der Onlinehandel, sollten nicht unnötigerweise subventioniert werden.
Der Markt für Wohnimmobilien dagegen sei aufgrund von langjährig festgeschriebenen Zinsen, hohen Laufzeiten und hohen Eigenkapitalanforderungen von Stabilität gekennzeichnet, erklärte der ZIA. Mietausfälle seien „vernachlässigbar“, erläuterte Harald Simons vom Forschungsinstitut Empirica. Beim Wohnungsbau zeige sich kein Einbruch, das Angebot wachse weiter. Ebenso steigen demnach die Kaufpreise für Eigentumswohnungen sowie für Ein- und Zweifamilienhäuser insgesamt „unbeeindruckt“ weiter an.
Die Erfahrungen während des Lockdowns könnten allerdings die Wohnlagepräferenzen beeinflussen, sagte Carolin Wandzik, Geschäftsführerin des Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung. „Pendeldistanzen verlieren an Bedeutung bei abnehmender Präsenzpflicht aufgrund flexiblerer Arbeitsformen.“ Das Umland der Städte, aber auch ländliche Räume mit entsprechender Anbindung an wirtschaftsstarke Regionen könnten mittelfristig an Bedeutung gewinnen.