Scheuer setzt auf Comeback der Trans-Europ-Express-Züge durch Europa

Archivbild von 1970: Trans-Europa-Express - Bild: Roger Wollstadt / CC BY-SA
Archivbild von 1970: Trans-Europ-Express - Bild: Roger Wollstadt / CC BY-SA

Per Hochgeschwindigkeits- oder Nachtzug durch Europa: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) setzt auf eine Wiederbelebung des Trans-Europ-Express (TEE), dessen Züge einst jahrzehntelang durch Westeuropa fuhren. Einige direkte Verbindungen lassen sich laut Scheuer bereits kurzfristig umsetzen, bei anderen Strecken ist noch neue Infrastruktur nötig – wie beispielsweise der Fehmarnbelttunnel.

„Wir wollen mit der Bahn besser durch Europa“, sagte Scheuer am Montag in Berlin vor Beratungen mit seinen EU-Amtskollegen über eine Modernisierung des europäischen Schienenverkehrs. Die sei auch „ein wichtiger Hebel“ für die Klimaziele.

Das TEE 2.0 getaufte Projekt setzt nach Angaben Scheuers „auf attraktive, schnelle und durchgehende Fernverkehre über Grenzen hinweg“. Dafür sollten bestehende Zugverbindungen besser miteinander verknüpft werden. Das Konzept solle die Grundlage sein, „auf der die Unternehmen mit Hochgeschwindigkeitszügen und Nachtzügen attraktive Verbindungen fahren können“, sagte Scheuer. Diese müssten dann einerseits wirtschaftlich sein – andererseits aber auch über die Verkehrspolitik hinaus „strahlen“.

Für viele Menschen sei der Trans-Europ-Express noch ein Begriff für „hochwertige internationale Züge durch Westeuropa aus der Vergangenheit“, sagte Scheuer. Die TEE-Züge wurden nach Angaben der Deutsche Bahn Stiftung zu Zeiten des Wirtschaftswunders in den 50er Jahren ins Leben gerufen, als Auto und Flugzeug der Bahn bereits starke Konkurrenz machten. Denn vor allem Geschäftsreisende, die auf Geschwindigkeit und Komfort beim Reisen besonderen Wert legten, wandten sich zunehmend von der Bahn ab.

Aufhalten sollte diese Entwicklung die neue gemeinsame Zuggattung von acht westeuropäischen Eisenbahngesellschaften, die dem DB Museum in Koblenz zufolge alle denselben bordeauxrot-beigen Außenanstrich und ausschließlich komfortable Wagen der 1. Klasse hatten sowie mindestens 140 Kilometer pro Stunde schnell fahren konnten. Abgelöst wurden die TEE-Züge 1987 durch den Eurocity.

Scheuer verwies am Montag darauf, dass sich einige Strecken für den TEE 2.0 schon kurzfristig verwirklichen ließen – beispielsweise von Amsterdam über Köln und Frankfurt am Main nach Basel und dann weiter nach Rom in rund dreizehneinhalb Stunden. Oder von Berlin über Frankfurt und Lyon nach Barcelona in dreizehn Stunden.

Andere Verbindungen setzen laut Scheuer hingegen den Bau von Infrastruktur voraus wie etwa die Fehmarnbeltquerung, die ab Dienstag das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig beschäftigt, oder das Bahnprojekt Stuttgart 21. 

„Wir setzen uns dafür ein, dass grenzüberschreitend gefahren werden kann“, erklärte Scheuer. Noch während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft solle dafür eine Absichtserklärung unterzeichnet werden. Ein TEE-2.0-Hochgeschwindigkeits- und Nachtzugangebot könne „bis 2025 stehen“.

Die Grünen mahnten, den Ankündigungen Scheuers müssten nun auch „konkrete verkehrspolitische Maßnahmen“ folgen. „Die Länder Europas haben mit ihren oftmals sehr dichten Eisenbahnnetzen wahre Schätze, die für die Klimapolitik endlich besser verknüpft werden müssen“, erklärte der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel. Nun müssten die Investitionen in den Ausbau des transeuropäischen Schienennetzes massiv erhöht werden.

Zudem müsse Europa „endlich für faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Verkehrsträgern sorgen“, forderte Gastel. Angesichts der Klimakrise sei die Subventionierung von Kerosin für den Flugverkehr und der Verzicht auf die Mehrwertsteuer bei internationalen Flügen ein „nicht länger haltbarer klimapolitischer Missstand, der so schnell wie möglich beendet werden muss“. Nur mit fairen Wettbewerbsbedingungen habe der Schienenverkehr auf der Mittelstrecke und im europäischen Nachtreiseverkehr eine Chance gegen den derzeit subventionierten Flugverkehr.

Der ökologisch ausgerichtete Verkehrsclub VCD forderte ebenfalls „mehr als Lippenbekenntnisse“. Die EU selbst müsse sich dem Projekt jetzt annehmen. Brüssel solle „Schnell- und Nachtzugverbindungen durch ganz Europa ausschreiben und endlich ein einfaches EU-weites Buchungssystem für Tickets schaffen“, erklärte VCD-Bahnexperte Philipp Kosok.

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