Studie: Sexuelle Gesundheit ist in Deutschland Tabuthema

Symbolbild: Kampf gegen Aids - Bild: Alexxndr / shutterstock.com
Symbolbild: Kampf gegen Aids - Bild: Alexxndr / shutterstock.com

Über sexuelle Gesundheit sprechen nur wenige Deutsche mit ihren Partnern oder Ärzten. Nur für 21 Prozent der Männer und 31 Prozent der Frauen waren sexuell übertragbare Infektionen schon einmal Thema beim Arztbesuch, wie am Mittwoch in Hamburg vorgestellte erste Ergebnisse einer Studie zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland ergaben. Schon bei der Aufklärung über Geschlechtskrankheiten gibt es demnach Nachholbedarf.

Die Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und des Sozialforschungsinstituts Kantar ist nach deren Angaben die erste bundesweite Studie zu Sexualität und Gesundheit. Die ersten Auswertungen zeigen: HIV und Aids sind der großen Mehrheit der Bevölkerung (71 Prozent) bekannt. Nur wenige Studienteilnehmer gaben dafür an, schon einmal von Chlamydien (elf Prozent) oder Genitalwarzen (vier Prozent) gehört zu haben.

Außerdem lieferte die Studie allgemeine Erkenntnisse zum Sexualverhalten der Bevölkerung. Demnach haben die meisten Deutschen vier- bis fünfmal im Monat Geschlechtsverkehr. Frauen und Männer zwischen 18 und 35 Jahren hätten fünfmal im Monat Sex, die 36- bis 55-Jährigen etwa viermal.

Der Studie zufolge haben Menschen, die in einer festen Partnerschaft leben, im Schnitt häufiger Geschlechtsverkehr als Alleinstehende: Nur 20 Prozent der Liierten gaben an, in den vergangenen vier Wochen keinen Sex gehabt zu haben. Bei den Singles waren es 77 Prozent.

Für die Untersuchung wurden zwischen Oktober 2018 und September 2019 insgesamt 4955 Erwachsene im Alter von 18 bis 75 Jahren befragt, darunter 2336 Männer und 2619 Frauen. Abgefragt wurden Themen wie das Sexualverhalten, Liebe und Partnerschaft, sexuell übertragbare Krankheiten und Erfahrungen mit sexueller Gewalt. 

BZgA-Leiterin Heidrun Thaiss kündigte an, als Reaktion auf die Studienergebnisse mehr „niedrigschwellige“ Beratungsangebote schaffen zu wollen. „In der Bevölkerung besteht Bedarf, über sexualitätsbezogene Gesundheitsprobleme, vorzugsweise in der ärztlichen Praxis, zu sprechen“, erklärte sie.

„Sexuelle Gesundheit geht die ganze Medizin an“, erklärte Peer Briken, Direktor des Instituts für Sexualforschung am UKE. Das Thema muss nach Ansicht der Forscher enttabuisiert werden.

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