Umweltverbände setzen in die am Montag erstmals tagende Zukunftskommission Landwirtschaft große Hoffnungen auf einen nachhaltigen Wandel der Agrarbranche, der zugleich auch den Bauern zugute kommen soll. Ziel der Kommission müsse es sein, „einen vertieften Dialog und Ausgleich zwischen den Interessen der landwirtschaftlichen Betriebe und den gestiegenen gesellschaftlichen Anforderungen zu erreichen“, forderte am Sonntag der Vorsitzende des BUND, Olaf Bandt. Der WWF erklärte, neben mehr Klima-, Umwelt und Tierschutz müsse die Kommission auch den Weg für eine „ökonomisch tragfähige Landwirtschaft“ ebnen.
Die Anfang Juli eingesetzte Zukunftskommission Landwirtschaft tagt am Montag zum ersten Mal. Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) sitzen auch Vertreter aus Landwirtschaft und Handel, Wissenschaft, Verbraucherschutz sowie von Tier- und Umweltschutzverbänden in dem Gremium.
Sie sollen im Herbst einen Zwischenbericht mit ersten Empfehlungen abgeben, im Sommer 2021 dann einen Abschlussbericht. Aufgabe ist nichts weniger, als die „Zielkonflikte“ zwischen einer wirtschaftlich tragfähigen Lebensmittelproduktion und Umweltschutz sowie zwischen Preisbewusstsein und steigenden Verbrauchererwartungen aufzulösen.
Bandt äußerte im Vorfeld Verständnis für die Sorgen vieler Landwirte, die sich in den vergangenen Monaten auch immer wieder in Protesten entladen hatten. „Die Anforderungen an die landwirtschaftlichen Betriebe – beispielsweise im Tierschutz, Klimaschutz oder Umweltschutz – steigen kontinuierlich“, erklärte er. Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Betriebe sei dabei „sehr offen“ für diese großen Herausforderungen. „Viele sehen sich aber zum Beispiel durch zu geringe Erzeugerpreise nicht in der Lage, diesen Anliegen nachzukommen.“
Aus Sicht des BUND verstärkt unter anderem „die Marktmacht des Handels“ diesen Effekt zum Nachteil der Bauern. Nötig sei zudem mehr Unterstützung durch die Politik für die Landwirte.
Als Folge der bisherigen Agrarpolitik gebe es ein „massives Höfesterben“, einen Imageverlust der Landwirtschaft und hohen Konkurrenzdruck am Weltmarkt, erklärte Bandt. „Um einen Ausweg aus dieser misslichen Lage zu finden, muss die bisherige Agrarpolitik, die auf Agrarexporte, Produktion günstiger Agrarrohstoffe und eine immer intensivere Landbewirtschaftung setzt, grundsätzlich hinterfragt werden.“ Zugleich müsse der Wandel für die vielfältigen Agrarbetriebe zu „fairen Erzeugerpreisen führen und die gesellschaftlichen Erwartungen mit berücksichtigen“.
WWF-Naturschutzvorstand Christoph Heinrich, der auch Mitglied der Zukunftskommission ist, forderte, die Landwirtschaft müsse den Bauern „ein gutes Auskommen sichern, gesunde Lebensmittel produzieren und Wasser, Böden und Klima sowie Artenvielfalt besser schützen“ – dann handle sie „im Interesse der gesamten Gesellschaft“. Nötig sei eine „ernährungs- und landwirtschaftspolitische Gesamtstrategie“. Zugleich äußerte er sich zuversichtlich, dass die Kommission einen wichtigen Beitrag leisten könne, „wenn alle Akteure dem Ernst der Lage angemessen mitziehen“.