Das mit einem Festakt im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag gewürdigte 70-jährige Bestehen des Zentralrats der Juden war eigentlich nicht vorgesehen: Denn bei der Konstituierung 1950 in Frankfurt am Main verstand sich der Zentralrat als eine Interessenvertretung der nach dem Holocaust noch in Deutschland lebenden Juden bis zu ihrer endgültigen Ausreise nach Israel.
Rund 15.000 Juden lebten damals noch in Deutschland. Zu den Überlebenden des Holocaust kamen Juden, die aus ihrem Exil nach Deutschland zurückkehrten – oft von viel Kritik der internationalen jüdischen Gemeinschaft begleitet. Bald kamen noch rund 200.000 Juden aus Osteuropa dazu, die in ihrer alten Heimat nicht mehr bleiben konnten oder wollten. Von diesen wanderten die meisten aber bald nach Israel aus.
Die jüdischen Gemeinden der Anfangsjahre wurden als Gemeinden in Abwicklung verstanden, doch tatsächlich suchte und fand eine nicht unerhebliche Gruppe im Nachkriegsdeutschland eine Lebensperspektive. In etwa 50 Gemeinden gab es in den Nachkriegsjahren rund 26.000 Gemeindemitglieder, der Zentralrat der Juden wurde ihr Dachverband. Heute vertritt der Zentralrat 105 jüdische Gemeinden in Deutschland mit rund 100.000 Mitgliedern, die Verwaltung zog 1999 von Frankfurt am Main nach Berlin.