Keine Immunität: Mann in den USA binnen anderthalb Monaten zwei Mal mit Corona infiziert

Symbolbild: Corona
Symbolbild: Corona

Ein Mann in den USA hat sich im Abstand von nur etwa anderthalb Monaten zwei Mal mit dem neuartigen Coronavirus infiziert – und der Verlauf seiner zweiten Infektion war schwerer als beim ersten Mal. Dies geht aus einer am Dienstag im Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlichten Studie hervor. Die Studie wirft eine Reihe von Fragen für den Kampf gegen die Pandemie auf.

Der Studie zufolge infizierte sich der 25-Jährige aus dem Bundesstaat Nevada mit zwei unterschiedlichen Varianten des Virus Sars-CoV-2. Nach seiner zweiten Ansteckung musste er ins Krankenhaus eingeliefert und beatmet werden.

Die Untersuchung nennt weltweit noch vier weitere Fälle, in denen sich bereits mit dem Coronavirus infizierte Menschen ein zweites Mal ansteckten. Diese Fälle wurden in Belgien, den Niederlanden, Hongkong und Ecuador festgestellt. In Ecuador nahm die zweite Infektion ebenfalls einen schwereren Verlauf als die erste.

Wieviele Menschen sich bisher tatsächlich zweimal mit Sars-CoV-2 angesteckt haben, ist unklar. Forscher berichteten von weiteren Fällen in Südkorea und Israel. Andere könnten nach Einschätzung des Studien-Hauptautors Mark Pandori unentdeckt geblieben sein, weil sie keine Symptome zeigten.

Pandori zufolge zeigt die Studie einmal mehr, dass noch völlig unklar ist, wie lange die Immunität nach einer ersten Infektion mit dem neuartigen Virus anhält. In jedem Fall aber mache sie deutlich, dass eine überstandene Infektion nicht unbedingt vor einer nochmaligen Ansteckung schützt. Dies bedeute, dass sich positiv Getestete weiter an die Schutzmaßnahmen wie Abstandhalten, regelmäßiges Händewaschen und das Tragen von Atemschutzmasken halten sollten.

Warum der US-Patient beim zweiten Mal schwerer erkrankte als bei der ersten Infektion, ist unklar. Die Studienautoren vermuten, er könnte beim zweiten Mal einer besonders hohen Virendosis ausgesetzt gewesen sein – oder der zweite Viren-Stamm könnte aggressiver als der erste gewesen sein. 

Möglicherweise könnte die Krankheit beim zweiten Mal deshalb schwerer verlaufen sein, weil der Mann bereits Antikörper gegen den ersten Stamm entwickelt hatte – ein unter der Bezeichnung Antibody-dependent-enhancement bekanntes Phänomen, wie es beispielsweise beim Dengue-Fieber auftritt. 

Die Studie zeige, dass „wir uns nicht auf die Strategie der Herdenimmunität verlassen können“, schrieb die Immunbiologin Akiko Iwasaka von der Yale-Universität in einem Kommentar.

Noch ist unklar, welche Auswirkungen die Möglichkeit von Mehrfachansteckungen auf den Fortgang der Pandemie und die Entwicklung eines Impfstoffs hat, wie die internationale Impfallianz Gavi erklärte. All „diesen Unbekannten“ zum Trotz aber bleibe eine Impfung „unsere beste Schutzmaßnahme“ gegen das Coronavirus, selbst wenn diese Impfungen immer wieder aufgefrischt werden müssten.

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