Neue Hoffnung – Antigen-Test: Schnell, aber weniger genau

Auswertung von Tests
Auswertung von Tests

In der Corona-Krise setzen Europas Gesundheitsbehörden bisher auf Labortests, um Infizierte zu ermitteln. Doch mit rasant steigenden Infektionszahlen überall in Europa kommen die Labore an ihre Kapazitätsgrenzen – und die Testergebnisse oft zu spät. EU-Ratspräsident Charles Michel forderte deshalb vor dem Video-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag eine europäische Strategie für Schnelltests. 

Wie wird bisher getestet?

Derzeit wird das sogenannte PCR-Verfahren angewandt. Anhand eines Abstrichs aus den Atemwegen des Patienten wird Erbmaterial des Virus im Labor mittels hochsensibler molekularer Verfahren nachgewiesen. Das Verfahren ist sehr empfindlich und damit sehr genau, aber aufwändig. 

Wie lange dauert es bis zu einem Testergebnis?

Die reine Testzeit liegt bei fünf Stunden. Von der Probenentnahme bis zur Übermittlung des Ergebnisses vergehen in der Regel aber ein bis zwei Tage. Je nach Laborkapazitäten und -auslasten sind es in machen EU-Ländern inzwischen aber auch drei bis fünf Tage.

Wie viel Zeit ist für Schnelltests nötig?

Bei sogenannten Antigen-Schnelltests wird gleichfalls ein Abstrich in Nasen- oder Rachenraum genommen. Er wird dann nicht wie bei PCR auf Erbgut, sondern auf virustypische Proteine untersucht. Eine Laboranalyse ist nicht notwendig, das Verfahren funktioniert ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest. Ergebnisse liegen in zehn bis 30 Minuten vor.

Wie könnten Schnelltests Corona-Beschränkungen verhindern?

Schnelltests könnten helfen, Teile des öffentlichen Lebens auch in Pandemiezeiten aufrecht zu erhalten. Die Bundesregierung setzt insbesondere darauf, mit ihnen weiter Besuche in Pflegeheimen und Krankenhäusern zu ermöglichen. Aber auch andere Bereiche setzen teils große Hoffnungen in die Tests: Im Idealfall könnten sie weiter Sport- oder Kultur-Veranstaltungen ermöglichen. Und Reiserückkehrer könnten direkt bei der Ankunft getestet werden, um etwa Einschränkungen im Luftverkehr zu vermeiden.

Was ist das Problem?

Die Genauigkeit der Schnelltests ist geringer als die der PCR-Tests. Ein Teil der Infizierten wird nicht erkannt – oder die Tests schlagen auch bei anderen Virusinfektionen an. Darüber hinaus verlieren sie an Wirksamkeit, je weiter die Infektion fortgeschritten ist. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO müssen Antigen-Tests „innerhalb der ersten 5 bis 7 Tage nach Auftreten der Symptome“ erfolgen, damit sie „optimal funktionieren“.

Sind die Schnelltests schon ausreichend verfügbar?

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte führt mehr als 70 solche Tests auf, die bereits auf dem Markt sind. Für einen massenhaften Einsatz reicht es bisher aber nicht. EU-Ratspräsident Michel fürchtet deshalb, dass sich in Europa eine Situation wiederholt wie im Frühjahr, als es zwischen den EU-Staaten zu einem „Wettlauf“ um nicht ausreichend vorhandene Masken und Schutzkleidung kam. Er fordert deshalb eine europäische Sicherung der Produktionskapazitäten.

Lassen sich die Schnelltests auch zuhause machen?

In Deutschland ist das nach aktueller Rechtslage nicht möglich. Apotheker dürfen an Laien keine Corona-Schnelltests abgeben, testen darf nur medizinisches Personal.

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