Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ehrt posthum die polnischen Retter des heutigen Star-Regisseurs Roman Polanski, der die deutsche Besatzung Polens während des Zweiten Weltkriegs im Versteck überlebt hatte. Die katholischen Eheleute Stefania und Jan Buchala, die den damals neunjährigen Polanski bei sich aufnahmen, würden als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet, teilte die Gedenkstätte am Donnerstag in Jerusalem mit.
„Trotz seiner sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation war das Paar bereit, den jüdischen Jungen bei sich aufzunehmen und ihm Schutz zu gewähren“, erklärte die Gedenkstätte. Der Enkel des Ehepaars, Stanislaw Buchala, werde die Auszeichnung anstelle seiner verstorbenen Großeltern bei einer Zeremonie in Süd-Polen entgegennehmen.
Israelische Medien hatten spekuliert, ob auch Polanski selbst an der Zeremonie teilnehmen würde. Der heute 87-jährige Regisseur hatte das Ehepaar aus dem Dorf Wysoka in seiner Autobiografie als „erstaunlich gute“ Menschen gewürdigt. Stefania Buchala nannte er „stark“, „energisch“ und „sensibel“.
Der Gedenkstätte Yad Vashem sagte Polanski, Stefania habe ihr eigenes Leben und das ihrer Familie riskiert, um ihn zu schützen. Die Familie mit drei eigenen Kindern hatte keine Gegenleistung für die Aufnahme Polanskis verlangt.
Polanski hatte selbst jahrelang erfolglos nach den Buchalas gesucht. Beide Eheleute waren 1953 gestorben; im Ort Wysoka hatte niemand Informationen über den Verbleib ihrer Kinder. 2017 lernte Polanski dann den Enkel der Buchalas kennen – dank der Recherchearbeit der Macher des Dokumentarfilms „Polanski, Horowitz“, der im kommenden Jahr anlaufen soll.
Polanski war nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA emigriert. Er lebt jedoch seit Jahren in Frankreich, um einer Auslieferung in die Vereinigten Staaten zu entgehen, wo ihm wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung einer Minderjährigen ein Prozess droht.
Der Direktor des Bereichs „Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem, Joel Zisenwine, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Auszeichnung werde „an die Retter vergeben, nicht an den Überlebenden“. Es gehe darum, was die Buchalas „in Echtzeit“ getan hätten – „ihr Leben zu riskieren um einen neunjährigen Jungen zu retten“.