Der europäische Gewerkschaftsbund Etuc hat der EU-Kommission Versäumnisse im Kampf gegen das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen vorgeworfen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe gesetzliche Schritte innerhalb der ersten 100 Tage ihrer Amtszeit versprochen, erklärten die Gewerkschafter am Mittwoch. „Aber 339 Tage nach Amtsantritt von Frau von der Leyen warten die Frauen immer noch.“
„Um den Prozess wieder auf den richtigen Weg zu bringen“, hätten Experten im Auftrag des Etuc nun einen eigenen Gesetzesvorschlag für verpflichtende Transparenz bei Gehältern erarbeitet. Demnach sollten Geheimhaltungsklauseln in Arbeitsverträgen verboten und Arbeitgeber zur Offenlegung von Gehaltsinformationen verpflichtet werden. Davon könne die Kommission sich „inspirieren lassen“, erklärten die Gewerkschafter.
Aus einer Anfang Oktober veröffentlichten Untersuchung des Gewerkschaftsbundes ging hervor, dass es bei der aktuellen Entwicklung erst im nächsten Jahrhundert eine gleiche Bezahlung beider Geschlechter geben wird. Demnach verringerte sich die Gehaltslücke in der EU zwischen 2010 und 2018 nur um ein Prozent. Es würde damit noch 84 Jahre dauern, bis Gehältergleichheit erreicht ist.
„Die Wahl der ersten Frau zum Kommissionsvorsitzenden und ihr Versprechen für Gehaltstransparenz hat echte Hoffnung auf positive Veränderungen gebracht“, erklärte die stellvertretende Etuc-Generaldirektorin Esther Lynch. Aber das Vorhaben scheine momentan „von der Agenda zu rutschen“.
Die Brüsseler Behörde führt ihre Initiative für Transparenz bei der Bezahlung weiterhin auf ihrer Agenda. Die Vorstellung wurde mittlerweile aber auf Mitte Dezember verschoben und ist nach wie vor mit einem Fragezeichen versehen.