Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future drängt die Grünen vor deren Bundesparteitag, beim Klimaschutz klare Kante zu zeigen. „Wer die ökologische Realität etwas versteht, weiß, dass halbe Sachen und schöne Worte dabei nicht funktionieren“, sagte die Aktivistin Luisa Neubauer den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). „Der Anspruch an jede Partei ist entsprechend, ein Programm zu erarbeiten, das auf 1,5 Grad hinzielt.“
Neubauer berief sich dabei auf das Pariser Klimaschutzabkommen. Dort ist als Ziel festgeschrieben, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. „Wenn selbst die Grünen keine Politik aufzeigen, die das Fassungsvermögen hat, es mit der Klimakrise aufzunehmen, wo soll man denn sonst anfangen?“, mahnte die Aktivistin, die selbst Grünen-Mitglied ist.
In der Umwelt- und Klimabewegung gibt es deutliche Kritik an den Grünen, denen in Klimafragen zu große Kompromissbereitschaft vorgeworfen wird. Für Verstimmung sorgt auch der Eindruck, die Partei nehme den umstrittenen Autobahnbau durch den Dannenröder Forst hin, statt die Proteste dagegen zu unterstützen. In mehreren Bundesländern entstehen in Konkurrenz zu den Grünen sogenannte Klimalisten, die auch bei Wahlen antreten wollen, etwa in Baden-Württemberg.
Mit Blick auf Warnungen von Grünen-Politikern, solche Konkurrenzlisten gefährdeten parlamentarische Mehrheiten unter Einschluss der Grünen, empfahl Neubauer der Partei: „Im besten Falle wird die grüne Entrüstung über Akteure der Klimabewegung genutzt, um sich ganz ernsthaft mit der Frage zu beschäftigen, wie man etwaige weitere ökologische Parteien überflüssig machen kann.“
Auch die Aktivistin räumte ein, parlamentarische Mehrheiten für den notwendigen Klimaschutz „sind zentral“. Entscheidend sei jedoch, ob diese Mehrheiten angesichts der wachsenden Gefahr durch die Klimakrise „ihre Politik – und Kompromisse – auf einem 1,5 Grad-Grundsatz aufbauen können oder nicht.“ In jedem Fall werde die Zeit der kommenden Legislatur im Bundestag entscheidend dafür sein, „wie weit wir die Klimakrise noch entschleunigen können“.