SpaceX etabliert sich mit erster Langzeitmission als Nasa-Dienstleister

SpaceX-Kapsel
SpaceX-Kapsel

Sechs Monate nach seinem historischen Testflug zur Internationalen Raumstation hat das US-Unternehmen SpaceX in der Nacht zum Montag vier Astronauten für ihre erste Langzeitmission zur ISS geschickt. Für den ersten bemannten SpaceX-Routineflug zur ISS startete pünktlich um 01.27 Uhr (MEZ) eine wiederverwendbare Falcon-9-Rakete mit der Raumkapsel „Crew Dragon“ vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida. Zwölf Minuten später trennte sich die Kapsel von der zweiten Stufe, wie Nasa und SpaceX mitteilten.

An Bord der „Crew Dragon“ sind die beiden Nasa-Astronauten Michael Hopkins und Victor Glover, ihre Nasa-Kollegin Shannon Walker sowie der japanische Astronaut Soichi Noguchi. Laut Plan sollte die Kapsel am Dienstagmorgen gegen 05.00 Uhr (MEZ) an der ISS andocken. Ihre vier Insassen stoßen dann für ihre sechsmonatige Langzeitmission zu den drei ISS-Insassen Sergej Ryschikow, Sergej Kud-Swertschkow und Kathleen Rubins hinzu.

„Das war eine Wahnsinnsfahrt“, kommentierte Missionschef Hopkins den ersten Teil der Reise. Nasa-Chef Jim Bridenstine sprach von einem „großen Tag“ für die USA und Japan. Laut SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell gab es kurzzeitig ein Problem mit dem Temperaturkontrollsystem in der Kabine, das jedoch rasch gelöst werden konnte. Sie werde aber erst aufatmen, wenn die Astronauten an Bord der ISS seien.

US-Präsident Donald Trump lobte den „großartigen“ Start, sein Nachfolger Joe Biden sprach auf Twitter von einem „Beweis für die Macht der Wissenschaft“. Die Mission zeige, „was wir durch den Einsatz unseres Einfallsreichtums und unserer Entschlossenheit erreichen können“.

In den vergangenen Jahren waren US-Astronauten vollständig auf russische Raketen angewiesen, um zur ISS zu kommen. Die Nasa hatte ihr Shuttle-Programm wegen hoher Kosten und nach zwei Unglücken vor neun Jahren eingestellt.

Um wieder unabhängiger von Russland zu werden, beauftragte die US-Regierung unter Trumps Vorgänger Barack Obama das Unternehmen SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk sowie den Luftfahrtriesen Boeing mit dem Bau von Raumfähren. Die „Starliner“-Kapsel von Boeing befindet sich aber noch in der Testphase und wird erwartungsgemäß nicht vor kommendem Jahr fertig.

Mit der Mission bringt sich SpaceX nun als US-Marktführer in der Raumfahrt in Stellung. Ende Mai hatte das Unternehmen zum ersten Mal erfolgreich zwei US-Astronauten zu einer zweimonatigen Mission zur ISS geschickt.

Für kommendes Jahr sind zwei weitere bemannte SpaceX-Flüge für die Nasa geplant, darunter im Frühjahr mit dem französischen ESA-Astronauten Thomas Pesquet, sowie vier unbemannte Versorgungsflüge zur ISS in den kommenden 15 Monaten. 

Laut Bridenstine wird die Nasa weiterhin bei den Starts zur ISS mit Russland zusammenarbeiten. Ziel sei ein „Austausch der Sitze“, um für den Fall eines Ausfalls von einem der beiden Raumfahrt-Programme gewappnet zu sein.

Doch inzwischen haben sich die Beziehungen der beiden Nationen auch in der Raumfahrt verschlechtert: So hatte Russland im Oktober angekündigt, dass es beim US-Mondprogramm „Artemis“, das nach Trumps Plänen eine Rückkehr der bemannten Mondmissionen ab dem Jahr 2024 ermöglichen soll, voraussichtlich nicht mitmachen will. Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin bezeichnete das Projekt als zu sehr auf die USA „konzentriert“. 

Wiederholt zeigte sich Rogosin auch von der Technologie von SpaceX „wenig beeindruckt“. Er kündigte die Entwicklung einer russischen Methan-Rakete an, die sich hundert Mal wiederverwenden lasse. 

Ob Trumps Nachfolger an dem ehrgeizigen Zeitplan für das „Artemis“-Projekt festhalten wird, ist unklar. Bridenstine hatte vor wenigen Tagen seinen Rücktritt angekündigt, um dem neuen US-Präsident die Möglichkeit zu geben, seine eigenen Ziele für die Weltraumforschung festzulegen. 

Biden hat sich dazu noch nicht geäußert. Doch will seine Demokratische Partei nach eigenen Angaben neben dem Mond- und Mars-Programm auch die Geowissenschaftliche Abteilung der Nasa zur Erforschung des Klimawandels stärker fördern.

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