EU-Deal mit London könnte wegen Kabeljau und Scholle platzen

London und EU
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Ein Streit um Kabeljau und Scholle behindert die ohnehin schwierigen Gespräche zwischen der EU und Großbritannien über ein Handelsabkommen nach dem Brexit. Frankreich droht mit einem Veto, sollten die Interessen seiner Fischer nicht berücksichtigt werden. Der britische Premierminister Boris Johnson hat angekündigt, wegen der festgefahrenen Verhandlungen persönlich nach Brüssel zu reisen:

Was wollen die Franzosen?

Frankreichs Premierminister Jean Castex hat den Fischern erst kürzlich versichert, dass Paris ihre Interessen bei den Post-Brexit-Verhandlungen „nicht als Verhandlungsmasse opfern“ werde. Europa-Staatssekretär Clément Beaune drohte in der Fischerei-Frage sogar mit einem Veto Frankreichs.

Worum geht es in dem Fisch-Streit?

Ob Kabeljau, Seeteufel, Steinbutt oder Hummer: Zum Fischfang nutzen die französischen Fischer – ebenso wie die anderer EU-Länder – nicht nur die eigenen Hoheitsgewässer, sondern zum Teil auch die fischreichen britischen Gebiete. Zuletzt erzielten die Franzosen in britischen Gewässern im Schnitt rund 20 Prozent ihrer Fänge im Atlantik, was einem Wert von 180 Millionen Euro entspricht. Manche französische Fischer leben sogar zu 40 Prozent von britischem Fisch. 

Warum ist anderen Nationen das Fischen vor Großbritannien erlaubt?

Möglich wurde dies durch die Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) der EU. Sie regelt die Fangmengen und den Zugang von Schiffen anderer Länder zur 200-Meilen-Zone vor der britischen Küste. Mit dem Ende des Binnenmarkts zum Jahresende drohen französischen Fischern massive Umsatzeinbußen, manche fürchten sogar um ihre Existenz. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte deshalb betont, ohne freien Zugang zu britischen Gewässern könne es kein Handelsabkommen geben. 

Warum fischen die Franzosen überhaupt in britischen Gewässern?

Ihnen geht es um die ausgewachsenen Fische: Denn in den kühleren, tieferen und zugleich sauerstoffreicheren britischen Nordsee-Gebieten halten sich die „erwachsenen Fische“ auf, wie Clara Ulrich vom französischen Meeres-Forschungsinstitut Ifremer erklärt. Die wärmere südliche Nordsee nutzen die Tiere vorwiegend zum Laichen. Deshalb zieht es zahlreiche europäische Fischer nach Norden. Mit dem Klimawandel hat sich die Tendenz noch verstärkt. Dies gilt nach Ulrichs Angaben vor allem für beliebte Speisefischarten wie Kabeljau und Scholle. 

Warum drohen die Franzosen noch mit einem Veto?

Sie fürchten, dass sich der Streit um Fischgründe in die französischen Gewässer verlagern könnte – dann nämlich, wenn Spanier, Niederländer oder Iren mangels Alternativen weiter südlich fischen. „Wenn sich der Zugang zu den britischen Gewässern schließt, werden alle Fischer aus der EU vor der französischen Küste aktiv“, glaubt Olivier Leprêtre vom regionalen Fischereiverband der Region Hauts-de-France. Er appelliert an die EU, allen Fischern dann nur noch Fangzüge in ihren jeweiligen nationalen Gewässern zu erlauben. Ansonsten drohe eine Überfischung der französischen Gewässer.

Was könnte sich für die Briten ändern?

Im Falle eines „No Deals“ drohen die französischen Fischer mit der Abschottung ihrer eigenen Fanggebiete und Märkte für die Briten. Als besonders lukrativ gelten etwa Jakobsmuscheln im Ärmelkanal. Bereits 2018 stritten Franzosen und Briten erbittert um Fangrechte für die Delikatesse.

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