Im Kampf gegen weiter steigende Infektionszahlen haben Großbritannien und Argentinien grünes Licht für den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca gegeben. Die britische Regierung folgte am Mittwoch einer Empfehlung der Arzneimittelbehörde (MHRA), die Auslieferung des Vakzins soll bereits am Montag beginnen. Argentinien erteilte dem Vakzin wenige Stunden später eine Notfallzulassung. Die USA rechnen mit einer Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs im April.
„Hervorragend, 2020 mit so einem Moment der Hoffnung zu beenden“, schrieb der britische Gesundheitsminister Matt Hancock im Kurzbotschaftendienst Twitter zu der Zulassung eines weiteren Corona-Impfstoffs. Premierminister Boris Johnson sprach auf Twitter von einem „Triumph für die britische Wissenschaft“: „Wir werden so viele Menschen wie möglich so schnell wie möglich impfen.“
Großbritannien ist Vorreiter bei der Impfung gegen das neuartige Coronavirus. Als erstes westliches Land erteilte es Anfang Dezember eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des deutschen Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer.
Trotz der nach bisheriger Datenlage deutlich höheren Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs von 95 Prozent gegenüber 70 Prozent bei AstraZeneca setzt die britische Regierung vor allem auf letzteres Vakzin und hat davon bereits im Voraus 100 Millionen Dosen bestellt. Auf diesem Impfstoff ruhen große Hoffnungen, weil er vergleichsweise günstig ist und nicht bei extrem niedrigen Temperaturen gelagert werden muss wie Konkurrenzprodukte.
Angesichts der steigenden Infektionszahlen kündigten die Behörden in London striktere Maßnahmen an. Für rund drei Viertel der insgesamt 56 Millionen Bewohner Englands soll ab Donnerstag die höchste Stufe der Corona-Einschränkungen gelten. In Großbritannien waren am Mittwoch zum zweiten Mal in Folge mehr als 50.000 Neuansteckungen binnen 24 Stunden verzeichnet worden.
Auch Argentinien erteilte dem Vakzin von AstraZeneca am Mittwoch eine Zulassung. Der Impfstoff wurde für ein Jahr in das „Register der Impfstoffe von dringendem gesundheitlichen Interesse“ aufgenommen. „Das Produkt hat ein akzeptables Nutzen-Risiko-Verhältnis“, erklärte die argentinische Arzneimittelbehörde. Der Impfstoff ist neben dem russischen Vakzin Sputnik V und dem Mittel von Biontech und Pfizer bereits der dritte von Argentinien zugelassene Impfstoff.
AstraZeneca hat den sogenannten Vektorviren-Impfstoff gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt. Vorläufigen Studienergebnissen zufolge hat er eine Wirksamkeit von durchschnittlich 70 Prozent, diese lässt sich nach Herstellerangaben durch die Art der Verabreichung aber noch steigern.
Die USA teilten derweil mit, dass der Impfstoff von AstraZeneca voraussichtlich im April zugelassen werde. Der Chefberater des US-Impfstoffprogramms, Moncef Slaoui, begründete die zeitliche Verzögerung mit regulatorischen Vorgaben in den USA. Insbesondere müsse die Wirksamkeit des Mittels bei älteren Menschen nachgewiesen werden.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte mit Blick auf den AstraZeneca-Impfstoff, er gehe „von einer gründlichen und zügigen Bearbeitung eines entsprechenden Antrags auch in der Europäischen Union aus“. Eine Zulassung des Corona-Impfstoffs des US-Konzerns Moderna sei „nächste Woche zu erwarten“.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) erklärte, bislang liege ihr kein Zulassungsantrag für den AstraZeneca-Impfstoff vor. Daher sei eine Zulassung noch im Januar „wenig wahrscheinlich“. Die EMA prüfe aber bereits die Forschungsdaten zur Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs.
AstraZeneca-Chef Pascal Soriot zeigte sich zuversichtlich, dass der Impfstoff auch gegen die kürzlich in Großbritannien entdeckte Corona-Mutation wirksam sei, die nach Experteneinschätzungen deutlich ansteckender ist als die bisher bekannte Variante.
Vereinzelt wurde die Virus-Variante schon in anderen Ländern in Europa, darunter Deutschland, und anderen Erdteilen nachgewiesen. Nun wurde die Mutation erstmals auch in den USA nachgewiesen, dem Land mit den höchsten Corona-Fallzahlen weltweit. Der infizierte 20-Jährige Patient im Bundesstaat Colorado sei zuvor nicht auf Reisen gewesen, teilte Gouverneur Jared Polis mit.