Das Deutsche Kinderhilfswerk warnt im Vorfeld der nächsten Bund-Länder-Beratungen am Sonntag vor flächendeckenden Schließungen von Schulen und Kitas. Mit einer Aussetzung der Schulpflicht oder einer Verlängerung der Schulferien werde ebenso wie mit Kita-Schließungen das Recht auf Bildung ausgehebelt, erklärte der Verband am Freitag. Bei der Frage der Offenhaltung von Schulen und Kitas müssten neben dem Gesundheitsschutz auch soziale und kindheitspädagogische Aspekte berücksichtigt werden.
Anstatt Bildungseinrichtungen komplett zu schließen, sollten Schulen und Kitas in Absprache mit den Gesundheitsämtern die Situation vor Ort abwägen, forderte das Kinderhilfswerk. Der Bund sei gefordert, die Länder sowie Schul- und Kitaträger bei der Offenhaltung der Einrichtungen auch finanziell zu unterstützen.
„Mit den Geldern könnten beispielsweise alternative Räumlichkeiten für den Schulunterricht und Kitabetrieb angemietet werden, um eine Entzerrung der räumlichen Enge in vielen Schulen und Kitas zu ermöglichen“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. Sofern Präsenzunterricht gar nicht realisiert werden könne, solle digital beschult werden, statt das Recht auf Bildung komplett auszuhebeln.
„Wenn jetzt in einem Hau-Ruck-Verfahren Schulen, Kitas und Horte flächendeckend geschlossen werden, ist für uns als Kinderrechtsorganisation eine ‚rote Linie‘ überschritten“, warnte Hofmann. Bereits der Lockdown im Frühjahr habe gezeigt, dass gerade Kinder mit besonderen Förderbedarfen oder Kinder aus armen Verhältnissen zu den großen Verlierern der Schul- und Kitaschließungen geworden seien.
Das Kinderhilfswerk verwies auf eine kürzlich von ihm veröffentlichte repräsentative Umfrage, wonach 72 Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass die Interessen von Kindern in der Corona-Pandemie nur unzureichend berücksichtigt sind. In Bezug auf die Bildungschancen von Kindern waren 76 Prozent der Ansicht, dass diese aufgrund der Corona-Krise im Allgemeinen gesunken sind, in Bezug auf die Bildungschancen von Kindern aus armen Haushalten meinten das 81 Prozent.