Kurz vor der Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden halten sich die Kandidaten in der Frage der Unions-Kanzlerkandidatur bedeckt. Sowohl Norbert Röttgen als auch Friedrich Merz erklärten, diese Angelegenheit solle erst nach dem Parteitag besprochen werden. Mitbewerber Armin Laschet äußerte deutliche Kritik an Röttgen – und gab sich zuversichtlich die Abstimmung gewinnen zu können.
Präsidium und Vorstand der CDU beraten am Donnerstagabend, um letzte Vorbereitungen für den Parteitag zu treffen. Dieser beginnt am Freitagabend. Der neue Parteichef wird am Samstag gewählt.
Falls er gewinne, werde er gemeinsam mit dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder „zu gegebener Zeit einen Vorschlag machen, welcher Kandidat für die Unionsparteien die besten Chancen bei den Wählerinnen und Wählern hat“, sagte Röttgen der „Rheinischen Post“ und dem Bonner „General-Anzeiger“ vom Donnerstag.
„Markus Söder und ich kennen uns seit Jahrzehnten“, betonte Röttgen. Er wolle mit dem CSU-Chef „sehr zügig und vertraulich“ über die Kanzlerkandidatur beraten. „Dabei geht es nicht um unsere Egos, sondern um die Verantwortung der beiden Parteivorsitzenden für den Wahlsieg der Union.“
Merz sagte im Radiosender NDR Info, „theoretisch“ sei ein Kanzler aus den Reihen der CSU möglich. „Das sehen wir nach dem Parteitag der CDU.“ Einseitige Vorfestlegungen würden sich verbieten, befand Merz. „Es geht um eine übereinstimmende Entscheidung, die die CDU gemeinsam mit der CSU treffen muss.“
Laschet hatte sich zuletzt ebenfalls grundsätzlich offen für eine Kanzlerkandidatur Söders gezeigt. Es solle entweder der CDU-Vorsitzende oder der CSU-Chef diese Position übernehmen, sagte er der „Bild am Sonntag“.
Einen Tag vor dem Parteitag äußerte Laschet deutliche Kritik an Röttgen. Dieser hatte als CDU-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen 2012 die Landtagswahl mit historisch schlechtem Ergebnis verloren. Sicher würden sich einige Parteitagsdelegierte daran erinnern, „wie es uns gelungen ist, nach diesem Desaster im Team die NRW-CDU wieder aufzurichten und zur heutigen Geschlossenheit zu führen“, sagte Laschet dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom Donnerstag.
Die CDU müsse von jemandem geführt werden, der gezeigt hat, „dass er Wahlen gewinnen kann, dass er regieren kann, dass er Krise kann“, fügte Laschet hinzu. Deswegen sei er mit Blick auf den Samstag zuversichtlich. „Die Zustimmung wächst spürbar.“
Auch Röttgen hält seine eine Siegeschancen für gut. „Ich würde eher von einigen Wochen, sogar Monaten sprechen, in denen ich eine Dynamik wahrnehme, die mir Rückenwind gibt“, sagte er der „Rheinischen Post“ und dem „General-Anzeiger“. Das Rennen sei offen. „Ich bin zuversichtlich, eine Nasenspitze vorne würde genügen.“
Wie die „Saarbrücker Zeitung“ berichtete, sollen die beiden unterlegenen Vorsitzbewerber offenbar nicht für einen der fünf Vizeposten kandidieren. Dazu seien die drei aus CDU-Landesverbänden gedrängt worden. Hintergrund sei dass sie allesamt aus Nordrhein-Westfalen stammen.
Der baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel sagte der Zeitung: „Es können nicht alle wichtigen Posten mit Spitzenpolitikern aus NRW besetzt werden.“ Die CDU müsse das ganze Land im Parteivorstand abbilden.
Um die Vizeposten bewerben sich laut der Zeitung bisher Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl und die niedersächsische Bundestagsabgeordnete Silvia Breher.