Corona-Krise lässt Reallöhne 2020 um ein Prozent sinken

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Die Corona-Krise hat die Lohnentwicklung im Pandemie-Jahr 2020 stark beeinflusst und erstmals seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007 zu einem nominalen Verdienstrückgang geführt. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, sank der Nominallohnindex im Jahresdurchschnitt um rund 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Da die Verbraucherpreise zugleich um knapp 0,5 stiegen, mussten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Verdiensteinbußen von real rund ein Prozent hinnehmen.

Der Nominalindex bildet die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen ab. Als Grund für die rückläufige Lohnentwicklung hoben die Statistiker den verbreiteten Einsatz von Kurzarbeit hervor. Das Kurzarbeitergeld, das die Einkommensverluste für viele Beschäftigte abgefedert hat, wird bei den Nominallöhnen jedoch nicht berücksichtigt. 

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte angesichts des Lohnrückgangs vor weitreichenden Folgen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell sprach gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe von „bitteren Nachrichten“. 

Körzell pochte auf konkrete Maßnahmen, „damit die Binnenkonjunktur als wichtigste Stütze der Wirtschaft nicht auch noch einbricht“. Dazu gehörten die weitere Aufstockung des Kurzarbeitergeldes und ein höherer Mindestlohn.

„Die sinkenden Löhne in Deutschland zeigen, wer die Krise bis jetzt vor allem bezahlt: Die Mehrheit der Beschäftigten“, erklärte Linken-Parteichef Bernd Riexinger. Dagegen hätten die reichsten zehn Prozent ihre Vermögen sogar in der Krise noch steigern können. „Es ist höchste Zeit, dass eine entschiedene Umverteilungspolitik die Lasten gerechter verteilt“, verlangte Riexinger.

Als ersten Schritt forderte der Linken-Politiker, das Kurzarbeitergeld auf 90 Prozent anzuheben und die Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen zu erleichtern. „Auch ein Mindestlohn, bei dem man nicht nach einem Leben voller Arbeit in Altersarmut landet, ist überfällig“, erklärte Riexinger.

Der Linken-Gewerkschaftsexperte Pascal Meiser wies auf besonders dramatische Folgen für ohnehin Einkommensschwache hin. Die in der Statistik ausgewiesenen Durchschnittswerte verdeckten, „dass die Einbußen in den unteren Einkommensgruppen überdurchschnittlich stark ausfallen und dass diejenigen, die ohne den Schutz eines Tarifvertrages dastehen, deutlich schlechter durch die Krise kommen“, erklärte Meiser. Auch er drängte auf eine deutliche Anhebung des Kurzarbeitergeldes.

Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, wandte sich angesichts der gesunkenen Reallöhne gegen eine übermäßige Lohnzurückhaltung bei den anstehenden Tarifrunden. „Lohneinkommen sind eine wichtige Nachfragekomponente“, hob der Leiter des Instituts der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung in den Funke-Zeitungen hervor. 

Dullien relativierte aber auch die statistischen Angaben. So sei ein Teil des verzeichneten Rückgangs bereits durch Lohnersatzleistungen wie das Kurzarbeitergeld ausgeglichen worden. Daher habe das verfügbare Einkommen der Haushalte insgesamt 2020 sogar „trotz der Pandemie spürbar zugelegt“. Nach dem Ende des Lockdowns dürften sich zudem „im laufenden Jahr auch die Lohneinkommen wieder erholen“, sagte er voraus.

Die Angaben zur Lohnentwicklung im Gesamtjahr 2020 beruhen auf der vierteljährlichen Verdiensterhebung und sind noch vorläufig. Detaillierte und endgültige Daten für das vierte Quartal sollen nach Angaben des Bundesamtes voraussichtlich Ende März 2021 veröffentlicht werden.

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