Der Leiter der Abteilung Schwere und Organisierte Kriminalität bei der europäischen Polizeibehörde Europol hat vor einem wachsenden Gefahrenpotential durch organisierte Kriminelle gewarnt. Die Organisierte Kriminalität habe sich in den vergangenen Jahren in Europa „dynamisiert“, sagte Jari Liukku dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) am Montag. „Organisierte Kriminelle stellen heute eine größere Gefahr für die Sicherheit in Europa dar, als etwa der Terrorismus.“
Liukku kritisierte, dass dieser Gefahr in den vergangenen Jahren nicht mit der angemessenen Aufmerksamkeit begegnet worden sei. In einer unlängst veröffentlichten Untersuchung warnt Europol davor, dass die Zahl von Gewalttaten im Umfeld der Organisierten Kriminalität gestiegen sei.
Zudem deutet die Analyse darauf hin, dass kriminelle Banden auch vor tödlicher Gewalt immer weniger zurückschreckten. Von Gewalttaten seien inzwischen nicht nur Kriminelle untereinander betroffen, sondern beispielsweise auch Mitarbeitende von Strafverfolgungsbehörden, Rechtsanwälte oder Journalisten, die sich weigerten mit Kriminellen zusammen zu arbeiten.
Das Problem gehe aber deutlich über Gewalttaten hinaus, warnte Liukku. „Egal ob es um Menschenhandel, Drogenhandel, Korruption, Umweltdelikte, Geldwäsche oder Waffengeschäfte geht: Die Gefahren, die von organisierten Verbrecherbanden ausgehen, sind vielfältig und betreffen die gesamte Gesellschaft.“ Likku forderte die europäischen Polizeibehörden dazu auf, verstärkt zu kooperieren und Informationen untereinander auszutauschen.
Die Politik unterschätze das Problem, auch weil das Ausmaß der Organisierten Kriminalität nicht offen sichtbar sei, sagte auch der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Sebastian Fiedler, dem NDR. Mafia-Organisationen und andere kriminelle Banden hätten eine Art Parallelwirtschaft geschaffen. „Während auf legalen Märkten das Bürgerliche Gesetzbuch Streitigkeiten regelt, sind das in der Welt der Organisierten Kriminellen Gewalt und Korruption.“ Fiedler forderte die Bundesregierung deshalb dazu auf, eine Dunkelfeldstudie anzustoßen.