Ford will seine Pkw-Palette in Europa bis 2030 komplett auf Elektroantrieb umstellen und modernisiert dafür sein Kölner Werk mit Rekordinvestitionen. Der US-Autobauer kündigte am Mittwoch an, den Standort für eine Milliarde Dollar – umgerechnet etwa 830 Millionen Euro – zu seinem europäischen „Zentrum für Elektromobilität“ auszubauen. Der Betriebsrat in Deutschland fürchtet einem Bericht zufolge Arbeitsplatzverluste durch den Umbau am Europa-Hauptsitz von Ford in Köln.
„Das Ford Cologne Electrification Center wird unsere künftigen Elektrofahrzeuge für Kunden in ganz Europa entwickeln und fertigen“, erklärte der Präsident von Ford in Europa, Stuart Rowley. Er betonte, der „Wettlauf zur Elektrifizierung“ des Kontinents sei „in vollem Gange“. Nach Konzernangaben soll gleichzeitig zu den geplanten Zukunftsinvestitionen in Köln „das Engagement in dafür weniger entscheidende Bereiche reduziert“ werden.
„Die notwendigen strukturellen Veränderungen“ würden gemeinsam mit den Sozialpartnern angegangen. Details der Umbaupläne für Köln und Europa will Ford „in den kommenden Monaten“ bekanntgeben.
Der Gesamtbetriebsratschef in Deutschland, Martin Hennig, lobte das Vorhaben zwar als „wichtiges Signal für die Zukunft an die gesamte Belegschaft“ und Perspektive zur Arbeitsplatzsicherung. Gleichzeitig zitierte die „Wirtschaftswoche“ am Mittwoch aus einem ihr vorliegenden Brief des Betriebsrats an die Beschäftigten, der Personalbedarf in Europa werde zurückgehen und der Konzern werde „Arbeitsplätze verlieren“. Begründet wurde das unter anderem damit, dass die „Fertigung von elektrischen Fahrzeugen deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt“ als die von Verbrennern.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) begrüßte indes die Investitionsentscheidung des US-Konzerns: Mit der Standortwahl lege Ford den Grundstein, „um seine lange und erfolgreiche Geschichte in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten fortzuschreiben“, erklärte Altmaier. Der Konzern werde „zur klimafreundlichen Transformation der Automobilindustrie“ in Deutschland beitragen und hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen.
Der Umbau des europäischen Zentralwerks in Deutschland, Europas wichtigstem Automarkt, kommt nicht ohne Grund: Der Autokonzern will nach eigenen Angaben alle seine in Europa verkauften Pkw-Modelle bis Mitte 2026 mindestens auch in einer vollelektrischen Variante oder als Plug-in-Hybrid anbieten. Ab 2030 schließlich werde Ford hier „nur noch rein elektrische Fahrzeuge im PKW-Angebot haben“, kündigte der Konzern an.
2023 soll demnach im Kölner Ford-Werk „das erste batterie-elektrische Volumenmodell“ für den europäischen Markt vom Band rollen. Die Produktion eines zweiten Vollstromers an dem Standort werde geprüft.
Ford arbeitet bei der Entwicklung mit dem Volkswagen-Konzern zusammen und bedient sich dessen Baukasten-Plattform MEB für seine E-Autos. Auf dieser Grundlage will Ford nach eigenen Angaben insgesamt rund 600.000 Fahrzeuge in Europa bauen.
„Wir als Betriebsrat hoffen, dass sich Ford nicht dauerhaft von Volkswagen abhängig macht“, sagte Henning der „Wirtschaftswoche“. Ford könne „gewisse Elemente der Plattform selbst montieren“, statt sie nur einzukaufen – und dadurch womöglich „zusätzliche Arbeitsplätze“ sichern. Wie viele, sei aber noch unklar.