Agrarexperten halten erste Tests von frühen Impfungen statt der viel kritisierten Ferkelkastration für vielversprechend. Bei mehr als 90 Prozent von 109 Versuchstieren wurde die Entwicklung von Ebergeruch zuverlässig gehemmt, teilten das Thünen Institut für Ökologischen Landbau und die Universität Göttingen am Montag mit. Auch bei der Fleisch- und Fettqualität gab es demnach keine nennenswerten Unterschiede zur herkömmlichen Impfung von größeren Masttieren, der sogenannten Immunokastration.
Der Großteil der Ferkel in Deutschland wird kurz nach der Geburt chirurgisch kastriert, weil das Fleisch männlicher Schweine einen unangenehmen Geruch beim Zubereiten entwickeln kann und deshalb als schwer bis gar nicht verkäuflich gilt. Eine Ferkelkastration ohne Betäubung ist seit Jahresbeginn verboten. Alternativen sind neben der Immunokastration bisher die Kastration unter Narkose sowie die Jungebermast.
Die Göttinger Forscher haben nun erstmals eine sehr frühe Impfung bei männlichen Ferkeln erprobt, um Ebergeruch beim Fleischverzehr zu vermeiden. Die Tiere wurden in der dritten und siebten Lebenswoche geimpft, im Vergleich dazu andere Tiere in der zwölften und neunzehnten Woche während der Mast.
Die Ergebnisse zeigten den Forschern zufolge, dass die Immunokastration als nicht-invasive Maßnahme besonders geeignet sei, um bereits im frühen Stadium die Entstehung von Ebergeruch zu beeinflussen, ohne die Ferkel dem Stress einer chirurgischen Kastration auszusetzen. Zudem sei die Impfung bei Ferkeln leichter umsetzbar als bei älteren Mastschweinen. Offen ist demnach bisher, ob eine höhere als die im Versuch eingesetzte Impfdosis einen „Ebergeruch“ vollständig verhindern kann.