Kinder in Deutschland werden laut einer neuen Umfrage des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) durch Pandemie und Lockdowns zunehmend belastet. Ein Drittel von ihnen zeige auch etwa ein Jahr nach Ausbruch der Krise weiterhin „psychische Auffälligkeiten“, teilte das UKE am Mittwoch unter Verweis auf eine von eigenen Experten initiierte Befragung von Kindern und Eltern mit. Verstärkt seien Sorgen, Ängste, depressive und psychosomatische Symptome zu beobachten.
Besonders betroffen sind demnach Kinder aus sozial schwächeren Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund. „Wer vor der Pandemie gut dastand, Strukturen erlernt hat und sich in seiner Familie wohl und gut aufgehoben fühlt, wird auch gut durch die Pandemie kommen“, erklärte die UKE-Expertin und Studienleiterin Ulrike Ravens-Sieberer. „Wir brauchen aber verlässlichere Konzepte, um insbesondere Kinder aus Risikofamilien zu unterstützen und ihre seelische Gesundheit zu stärken.“
Im Vergleich zu einer ersten Befragung Mitte vergangenen Jahres berichteten laut UKE nun mehr Kinder und Jugendliche von einem Gefühl der Belastung und einem Verlust an Lebensqualität. So gaben aktuell etwas mehr als 80 Prozent der Befragten an, sie seien stark belastet. Bei der ersten Befragung waren es rund 70 Prozent. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit gesunkener Lebensqualität stieg demnach zugleich von 60 auf 70 Prozent.
Im Vergleich zu der ersten Umfrage zeigten sich den Experten zufolge zudem häufiger depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden wie Niedergeschlagenheit oder Kopfschmerzen. Weiter sahen diese bei rund 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen ein Risiko für psychische Auffälligkeiten. Die erste Befragung hatte einen identischen Wert erbracht. Vor Ausbruch der Krise wurden laut UKE 20 Prozent der Kinder in diese Kategorie eingestuft.
Forscher der Universitätsklinik aus dem Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie untersuchen in einer Langzeitstudie bundesweit die seelischen Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche. Im Dezember und Januar wurden mehr als tausend Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sieben und 17 Jahren sowie 1600 Eltern befragt. Eine vergleichbare Befragung war im Juni 2020 organisiert worden.