Mehrheit der Firmen will nach der Krise nicht mehr Homeoffice ermöglichen als davor

Homeoffice - Bild: Boytaro1428 via Twenty20
Homeoffice - Bild: Boytaro1428 via Twenty20

Derzeit arbeiten viele Beschäftigte 20 Stunden oder mehr am Schreibtisch zu Hause – nach dem Willen der Arbeitgeber soll das aber nicht so bleiben. Laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 1200 Firmen haben zwei Drittel nicht vor, ihren Beschäftigten nach der Corona-Krise mehr Homeoffice als vor der Krise zu ermöglichen. Mehr Homeoffice könnte dabei aber helfen, die Wohnungsnot zu lindern, zeigte sich das Verbändebündis „Soziales Wohnen“ überzeugt.

Arbeiten im Homeoffice erfolgte vor der Coronakrise in einem „überschaubaren zeitlichen Ausmaß“, wie es in der am Freitag veröffentlichten IW-Studie heißt: häufig nur stundenweise oder für einen Tag in der Woche. Laut Umfrage wollen die meisten Unternehmen auch dabei bleiben. Das Gros der Mitarbeiter solle wieder in die Büros zurückkehren.

Die Firmen müssten dabei auch „im Auge behalten, dass bei den meisten betroffenen Beschäftigten ein betrieblicher Arbeitsplatz vertraglich festgelegt ist“, führten die Autoren der Studie aus. Wenn die Beschäftigten sich die Verlagerung ins Homeoffice wünschten, dann impliziere dies die Anwendung der Arbeitsstättenverordnung – der Arbeitgeber wäre verpflichtet, den heimischen Arbeitsplatz nach den Vorgaben des Arbeitsschutzes mit Mobiliar und Gerätschaften auszustatten. 

Folglich wollen laut Umfrage nur 6,4 Prozent der befragten Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten ihre Bürofläche reduzieren. Noch am ehesten wollen demnach große Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten sowie Kanzleien, Beratungen und Wirtschaftsprüfer Büroflächen verringern. Doch auch hier sind es laut IW weniger als zehn Prozent der befragten Firmen.

Anstatt Flächen loszuwerden, wollen der Umfrage zufolge knapp 17 Prozent der befragten Firmen ihre Büros umbauen. Sie wollten etwa Gruppenbüros auflösen oder mehr Platz für Kommunikation und Austausch schaffen, erläuterte das IW. Vor allem größere Unternehmen haben für den Umbau demnach schon konkrete Pläne. 

Hier sieht das IW die Chance für „innovative Projektentwickler und Eigentümer“. Es böten sich gute Erfolgsaussichten für „intelligente Konzepte für zusätzliche Kommunikationsflächen bei gleichzeitiger Optimierung der Arbeitsplätze“. 

Das Verbändebündnis „Soziales Wohnen“ dagegen setzt auf mehr Homeoffice. Durch eine wachsende Akzeptanz vom Homeoffice könnten freiwerdende Büros jetzt – gefördert durch ein staatliches Sonderprogramm – zu Wohnungen umgebaut werden, erklärte das Bündnis am Freitag. Es stellte eine Studie des schleswig-holsteinischen Bauforschungsinstituts Arge vor, das bis 2025 ein Potenzial von 235.000 „Ex-Büro-Wohnungen“ berechnete. 

Der Büroumbau zur Wohnung kostet demnach im Schnitt „gerade einmal 1108 Euro pro Quadratmeter“. Büro- und Verwaltungsgebäude brächten bereits das Tragwerk sowie teils hohe Standards etwa beim Brandschutz mit. Bei der Vollmodernisierung eines Altbaus fallen demnach – zum Vergleich – 2214 Euro pro Quadratmeter Kosten an, beim Neubau seien es sogar 2978 Euro. 

In Deutschland gibt es laut Arge mehr als 350 Millionen Quadratmeter Bürofläche. „Jedes Prozent Bürofläche, das durch Dauer-Homeoffice zu Wohnungen umgenutzt werden kann, macht die Schaffung von rund 50.000 Wohnungen zu je 70 Quadratmetern möglich“, rechnete Arge-Chef Dietmar Walberg vor. 

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