Virologin Brinkmann: Lockerungen ab Mitte Februar wären „fatal“

Lockdown - Bild: ako via Twenty20
Lockdown - Bild: ako via Twenty20

Die Virologin Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum hält nichts von einer Lockerung der Corona-Maßnahmen Mitte Februar. Die Hoffnung, man könne „mit einer Inzidenz von knapp unter 50 Maßnahmen lockern und dabei das Virus im Zaum halten“, sei „fatal“, sagte sie dem „Spiegel“ laut Vorabmeldung vom Freitag. „Mit diesem Kurs haben wir keine Chance. Die Zahlen würden sofort wieder steigen.“

Das wiederum werde zu ständig neuen Lockdowns noch „bis ins Jahr 2022 hinein“ führen, warnte die Expertin, die auch schon Bund und Länder zur Frage der Corona-Politik beraten hat. Die derzeitigen Corona-Beschränkungen gelten noch bis 14. Februar. Bund und Länder wollen am kommenden Mittwoch das weitere Vorgehen besprechen.

Brinkmann verwies auf die Kombination aus langwieriger Impfkampagne und mutierten Varianten des Coronavirus. „Bis September ist vielleicht die Hälfte der Bevölkerung geimpft, wenn alles top läuft“, sagte sie. Ohne harten Lockdown werde das unweigerlich dazu führen, dass sich die neuen, ansteckenderen Mutanten vorher durchsetzen. „Wir kriegen niemals genügend Menschen geimpft, bevor die Mutanten durchschlagen“, sagte die Virologin. „Dieser Wettlauf ist längst verloren.“

Das Impfen werde „uns erst aus der Pandemie befreien, wenn sie weltweit abflaut“, führte Brinkmann aus. „Und das wird uns 2022 noch beschäftigen – und wahrscheinlich noch darüber hinaus.“

Brinkmann ist Teil der Forscherinnen- und Forscherinitiative „No Covid“. Die Forscherin plädierte im „Spiegel“ für einen harten und konsequent kontrollierten Lockdown, um die Sieben-Tage-Inzidenz unter zehn zu drücken. Das sei bis Ostern zu schaffen; erst danach solle mit Öffnungen begonnen werden, sagte sie.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sprach sich unterdessen gegen eine zu frühe Lockerungsdebatte aus. „Es sind noch einige Tage Zeit bis zur Konferenz mit den Ministerpräsidenten, und diese Tage werden wir auch brauchen, um Klarheit über die Entwicklung der Infektionszahlen und die Verbreitung der Mutation zu erlangen“, sagte er den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Wir müssen das Infektionsgeschehen in Deutschland genau im Blick behalten. Für Festlegungen ist es heute zu früh.“

Die Reihenfolge möglicher Lockerungsschritte stehe für ihn außer Frage, betonte der Vizekanzler. Schulen und Kitas hätten „oberste Priorität“.

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