Mainzer Landtag ist seit 2016 eine Baustelle

Mainzer Landtag - Bild: Landtag RLP / T. Silz
Mainzer Landtag - Bild: Landtag RLP / T. Silz

Wenn sich nach der Landtagswahl am Sonntag der 18. rheinland-pfälzische Landtag konstituiert, soll er Mitte Mai nach langer Zeit wieder in seinem ursprünglichen Gebäude zusammenkommen. Dies ist in Mainz keine Selbstverständlichkeit, denn das Deutschhaus, das Parlamentsgebäude nahe dem Rhein, war während der vergangenen fünf Jahre eine Großbaustelle.

Ende 2015 begann hinter den Mauern die Sanierung, die ursprünglich auf drei Jahre ausgelegt war. Der Fertigstellungstermin verschob sich immer weiter nach hinten, die Kosten stiegen über die Jahre von zunächst geschätzten 25 Millionen Euro auf mehr als 67 Millionen Euro.

Eine komplette Legislaturperiode lang war der Landtag gezwungen, seine Amtsgeschäfte andernorts zu führen. Das Plenum zog mit dem Mobiliar des Plenarsaals in das Mainzer Landesmuseum um. Zwischen Ausstellungen und kulturgeschichtlichen Sammlungen debattierten die Abgeordneten seit Mai 2016 in der Steinhalle.

Auch diese hatte zuvor erst 17 Monate lang saniert werden müssen, bevor das Landesparlament dort seine Plenarsitzungen abhalten konnte. Ein Teil der römischen Steindenkmäler, die zuvor in der Steinhalle standen, fand Platz in der Lobby.

Das Coronavirus zwang die Abgeordneten im vergangenen Jahr erneut zu einem Umzug. Da in der Steinhalle die Sicherheitsabstände nicht eingehalten werden konnten, tagte das Plenum seit Mai provisorisch in der Rheingoldhalle. Seitdem können wieder alle Abgeordneten an den Sitzungen teilnehmen.

Das Deutschhaus wurde in der Zwischenzeit komplett entkernt. Ein Anbau wurde abgerissen und durch einen moderneren Anbau ersetzt. Der neu gestaltete Plenarsaal wird barrierefrei sein. Zudem wurden der Brandschutz sowie die Betriebssicherheit überarbeitet.

Während der Bauarbeiten entdeckten Archäologen unter anderem Teile der römischen Stadtmauer. Schnell wurde klar, dass die Sanierung deutlich teurer wird, als dies ursprünglich geplant war. Nach dem Ende der Rohbauarbeiten fand im August 2019 das Richtfest statt.

Das Deutschhaus wurde zwischen 1729 und 1740 erbaut. Am 18. März 1793 wurde vom Balkon des Gebäudes die Mainzer Republik ausgerufen, die als erste Demokratie in Deutschland gilt. Das Gebäude war zwischenzeitlich Residenz verschiedener Herzöge und Herrscher, auch Napoleon I. war darunter. Seit 70 Jahren dient es als Sitz des Landtags.

1950 und 1951 wurde das Deutschhaus nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Seitdem wurde es allerdings nicht mehr saniert. Die Fassaden des Gebäudes sind inzwischen denkmalgeschützt.

In den kommenden Wochen soll das Deutschhaus in den öffentlichen Bereichen fertiggestellt sein. Ob die Abgeordneten dann tatsächlich wie geplant am 18. Mai im neuen Landtag zusammenkommen können, hängt nun vor allem vom Coronavirus ab.

Denn auch wenn der neue Plenarsaal größer sein wird als der alte, können die Hygieneabstände von anderthalb Metern zwischen allen Abgeordneten nicht eingehalten werden. Ändert sich bis Mai nichts an der pandemischen Lage, bleibt das Plenum aus Platzgründen wohl bis auf Weiteres in der Rheingoldhalle – nur wenige hundert Meter vom Deutschhaus entfernt.

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