Beim EU-Gipfel gibt es Streit über die Impfstoffverteilung unter den Mitgliedstaaten. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz bestand am Donnerstag bei den Beratungen per Videokonferenz nach Angaben aus Diplomatenkreisen auf einem „Korrekturmechanismus“, von dem auch Österreich profitieren würde. Nach Ansicht anderer Mitgliedstaaten wurde Wien bei der bisherigen Verteilung aber nicht benachteiligt.
Österreich hatte sich Mitte März gemeinsam mit Tschechien, Slowenien, Bulgarien, Kroatien und Lettland über eine Benachteiligung bei der Belieferung mit Corona-Impfstoff beschwert und einen Ausgleich gefordert. Nach Angaben eines Vertreters der Bundesregierung war seit dem Wochenende auf Expertenebene versucht worden, eine Lösung zu finden – bisher aber vergeblich.
„Es braucht im Sinne der europäischen Solidarität eine faire Verteilung der Impfdosen innerhalb der EU“, erklärte Kurz während der Gipfel-Beratungen auf Twitter. Ansonsten drohe beim Impfen ein „Europa der zwei Klassen“ zu entstehen. „Ich gehe sogar soweit, wenn es hier keine Lösung gibt, dass es einen Schaden für die EU auslösen könnte, wie wir es schon lange nicht erlebt haben.“
Aus EU-Kreisen hieß es, dass diese Darstellung eines „kaputten Systems“ zur bisherigen Verteilung von vielen Staats- und Regierungschefs bei den Beratungen zurückgewiesen worden sei. Der portugiesische EU-Ratsvorsitz habe aber einen Vorschlag für einen Ausgleich gemacht: Ein Teil von zehn Millionen Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer, die nun vorgezogen im zweiten Quartal geliefert werden, sollten für einen Ausgleich genutzt werden.
Allerdings sollte Österreich hier ausgeschlossen werden, lediglich die fünf anderen Ländern sollten mehr erhalten. Diese hatten besonders viel Impfstoff von Astrazeneca bestellt, bevor das Unternehmen mit seinen Lieferungen stark in Verzug geriet. Österreich hingegen, stehe insgesamt bei der Zuteilung von Impfstoff im Vergleich zu den anderen Staaten gar nicht so schlecht da, hieß es aus EU-Kreisen.