Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen 2020 etwas kleiner

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Die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen ist im vergangenen Jahr leicht geschrumpft. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, verdienten Frauen 2020 durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Dieser sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap war damit um einen Prozentpunkt geringer als 2019. Die Statistiker betonten indes, dass Sondereffekte infolge der Kurzarbeit in der Corona-Krise eine Rolle gespielt haben könnten.

Frauen verdienten im Jahr 2020 mit durchschnittlich 18,62 Euro brutto pro Stunde 4,16 Euro weniger als Männer (22,78 Euro), wie das Bundesamt im Vorfeld des Internationalen Tags für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern (Equal Pay Day) am 10. März mitteilte. 2019 hatte die Differenz bei Löhnen und Gehältern demnach 4,28 Euro betragen. Nach wie vor war der unbereinigte Gender Pay Gap 2020 in Ostdeutschland mit sechs Prozent deutlich geringer als im Westen (20 Prozent).

Die Daten gelten nach Angaben der Statistiker für Behörden sowie für Betriebe mit mindestens zehn Beschäftigten. Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei wurden demnach nicht in die Berechnungen einbezogen.

Der Gender Pay Gap ist die Differenz der durchschnittlichen Bruttostundenverdienste. Unbereinigt vergleicht er allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Etwa 70 Prozent des Verdienstunterschieds sind nach Angaben der Statistiker auf „strukturbedingte Faktoren“ zurückzuführen – beispielsweise darauf, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten und seltener Führungspositionen erreichen. „Auch arbeiten sie häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs und verdienen deshalb im Durchschnitt pro Stunde weniger.“

Werden Frauen und Männer mit vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit verglichen, ist der Lohnunterschied niedriger. Dieser bereinigte Gender Pay Gap wird alle vier Jahre erhoben. 2018 verharrte er mit sechs Prozent auf dem Wert des Jahres 2014. Im Jahr 2010 hatte der Unterschied sieben Prozent betragen und 2006 acht Prozent.

Ursächlich für die leichte Annäherung der Verdienste von Frauen und Männern 2020 war laut Bundesamt, dass die Bruttostundenlöhne der Frauen mit einem Plus von 3,5 Prozent im Vorjahresvergleich stärker stiegen als die der Männer (plus 2,3 Prozent).

Allerdings könne die Kurzarbeit in der Corona-Krise diese Entwicklung verstärkt oder aber auch ihr entgegengewirkt haben. Wenn etwa Männer in einer höheren Verdienstgruppe in Kurzarbeit gehen, lässt das den Gender Pay Gap sinken, da der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Männer vergleichsweise geringer ausfällt, wie die Statistiker erläuterten. Eine ähnliche Wirkung auf den Gender Pay Gap wird demnach durch Kurzarbeit niedriger entlohnter Frauen erzielt: Statistisch betrachtet steigt der Bruttostundenverdienst der Frauen dann. 

Der tatsächliche Einfluss der Kurzarbeitergelder, die nicht zum Bruttoverdienst zählen, ist laut Bundesamt aber nicht aus den Daten abzuleiten. DGB-Vizechefin Elke Hannack erklärte, die ausgedehnte Kurzarbeit habe „die Einkommensentwicklung gerade bei Männern besonders gebremst“. Der Rückgang der Verdienstlücke sei daher „ein spezieller Effekt für das Jahr 2020“ und könne beim Thema Lohngleichheit „nicht optimistisch stimmen“, kritisierte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

„Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern schließt sich in Deutschland nur im Schneckentempo. Und das ist einfach nicht genug“, kritisierte die Bundestagsfraktion der Grünen. Deutschland weise europaweit nach wie vor eine der größten Lohnlücken auf. Die Grünen forderten verbindlichere Kontrollen von „Equal Pay“ sowie entsprechende Erleichterungen im Klagerecht.

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