Blasen statt Nasebohren – Forscher arbeiten an neuen Corona-Tests

Symbolbild: Forschung
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Blasen statt unangenehmes Nasebohren: Französische Wissenschaftler forschen derzeit an einer Alternative zum PCR-Test, der bisher mit Abstand am zuverlässigsten Aufschluss über eine Coronavirus-Infektion gibt. Damit wollen sie noch in diesem Jahr eine Rückkehr zum „echten Leben“ ermöglichen. „Tief einatmen“, sagt eine wissenschaftliche Assistentin zu dem zehnjährigen Alexander, der mit seinen Eltern in den Sportpalast von Lyon gekommen ist, um sich testen zu lassen. „Dann atmest du aus, bis du keine Luft mehr in den Lungen hast.“ Der Junge bläst wie geheißen in ein Rohr. „Total leicht“, ruft er.

„Die Patienten sind sehr offen und empfänglich für dieses Experiment“, sagt der Virologe Alexandre Gaymard, der das Projekt CovidAir leitet. Seit gut einem Monat haben bereits mehr als 2800 Bürger in das Rohr geblasen, das mit einem Gerät in der Größe eines Kühlschranks verbunden ist.

„Die Maschine trennt und untersucht die Moleküle, die jemand ausatmet“, sagt Studienleiter Gaymard. „Daraus entsteht eine Grafik, die von einem Computerprogramm ausgewertet wird.“ Grundlage ist die Massenspektrometrie, mit der Moleküle im Detail untersucht werden können.

Nach ein bis zwei Minuten soll das Ergebnis vorliegen. Ob Krankenhäuser, Schulen oder Geschäfte: „Diese Maschine kann überall dort eingesetzt werden, wo es auf ein schnelles Ergebnis ankommt“, sagt Gaymard.

Um herauszufinden, wie zuverlässig das Gerät die Atemluft auswertet, machen die Probanden vorher noch einen regulären PCR-Test. Er gilt bisher als „Goldstandard“, muss allerdings von einem Labor ausgewertet werden. Das Ergebnis des PCR-Test liegt in der Regel erst nach 24 bis 72 Stunden vor.

Das neue CovidAir-Gerät habe bei den bisherigen Messungen eine Zuverlässigkeit von 95 Prozent im Vergleich zum PCR-Test ergeben, betont Gaymard. Das wäre deutlich besser als die auch in Deutschland gängigen Antigen-Schnelltests, die gerade bei unsymptomatischen Testpersonen als unzuverlässig gelten.

Ob und wann die neue französische Maschine Serienreife erlangt, dürfte sich frühestens nach Ende der Testphase im Juni herausstellen. Sollte sich die neue Methode als erfolgreich erweisen, könnte sie theoretisch auch bei anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe zum Einsatz kommen, hoffen die Forscher – womöglich auch bei künftigen Pandemien.

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