Chinas Wirtschaft wächst weiter kräftig und zieht auch Deutschland mit. Im ersten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vorjahresvergleich um 18,3 Prozent zu, im Vergleich um Vorquartal um 0,6 Prozent, wie die nationale Statistikbehörde am Freitag mitteilte. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erklärte, das Wachstum in China bringe positive Effekte nicht nur für die Volksrepublik, sondern auch für Deutschland.
Das Coronavirus war Ende 2019 erstmals in China entdeckt worden. Die Regierung in Peking erließ bereits im ersten Quartal 2020 strikte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie – das BIP brach stark ein, um 6,8 Prozent. China erholte sich wirtschaftlich aber wieder sehr schnell. Das Corona-Jahr schloss die Volksrepublik als einzige große Volkswirtschaft mit einem Wachstum ab.
Der Rekordanstieg im ersten Quartal 2021 spiegelt zum großen Teil den statistischen Effekt wider. Die 18,3 Prozent sind der steilste Anstieg seit Beginn der Messungen vor drei Jahrzehnten.
Die nationale Wirtschaft habe in diesem Jahr einen „guten Start“ hingelegt, sagte eine Sprecherin der Statistikbehörde in Peking am Freitag. Vor allem der Konsumsektor zog wieder an. Die Einzelhandelsumsätze legten im ersten Quartal um 33,9 Prozent zu, die Industrieproduktion zog um 24,5 Prozent an. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Exporte und Importe im März in die Höhe geschnellt waren.
„Die deutschen Exporte nach China haben die Chance, überdurchschnittlich zuzulegen und schwächere Nachfrage in anderen Märkten auszugleichen“, erklärte der BDI in Berlin. Doch auch China profitiere vom Engagement deutscher Unternehmen in der permanenten technologischen Weiterentwicklung in vielen Industriebereichen, etwa bei der Ausrüstung mit Maschinen und intelligenten Anlagen, in der Hightech-Chemie oder bei Umwelttechnologien. So seien die hohen chinesischen Wachstumsraten auch ein Ergebnis der „bisher sehr offenen wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den großen Industrieländern, darunter nicht zuletzt Deutschland“.
Der BDI erwartet, dass China und die USA in diesem Jahr die Wachstumslokomotiven der Weltwirtschaft sein werden. Im zweiten Halbjahr dürften demnach „mit erheblichen Fortschritten in der Pandemiebewältigung“ auch die Konsumausgaben in Europa kräftig anziehen. Ab Herbst dürften demnach auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen und der Güterhandel im EU-Binnenmarkt wieder in Schwung kommen.
Die Sprecherin der chinesischen Statistikbehörde dämpfte allzu hohe Erwartungen. Die globale Wirtschaft und Nachfrage sei nach wie vor mit „hohen Unsicherheiten“ behaftet, warnte sie. Die Verteilung von Impfstoffen sei uneinheitlich und immer wieder steigende Infektionszahlen zwängen Länder zu neuen Restriktionen.
In China schwächt sich das Wachstum aktuellen Zahlen zufolge bereits ab: So legte die Industrieproduktion im Januar und Februar zusammen um 35,1 Prozent zu, im März waren es 14,1 Prozent. Die Regierung in Peking hat bislang ein bescheidenes Ziel von mindestens 6,0 Prozent Wachstum für das Gesamtjahr ausgegeben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) dagegen erwartet ein Plus von 8,4 Prozent.