Lehrerverbände begrüßen niedrigere Schwelle für Schulschließungen

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Der Präsenzunterricht in deutschen Schulen soll künftig schon bei niedrigeren Corona-Inzidenzwerten ausgesetzt werden als zunächst vorgesehen. Lehrerverbände begrüßten diese am Montag von den Koalitionsfraktionen festgezurrte Änderung an der geplanten bundeseinheitlichen Notbremse. Ein Plus an Gesundheitsschutz bedeute der neue Wert vor allem für die Länder, die bisher „ohne Rücksicht auf das Infektionsgeschehen die Schulen auf Teufel komm raus offenhalten wollten“, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, der „Welt“ (Dienstagsausgabe).

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lobte die Abkehr vom Wert 200 ebenfalls. Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann sprach in der „Welt“ aber von einem „politischen Wert“. Die GEW fordere weiterhin, bereits ab einem Wert von 50 mit verkleinerten Gruppen zu arbeiten.

„Ich bin inzwischen für eine ganz klare, harte Linie. Da gehören die Schulen mit dazu“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Realschullehrerverbandes, Jürgen Böhm, der Zeitung. „Wenn der Grenzwert in der Gesellschaft bei 100 liegt, hat er gefälligst in der Schule auch bei 100 zu liegen“, forderte er zugleich.

Im Kabinettsbeschlus zur Bundes-Notbremse war vorgesehen, dass es in den Schulen ab einer Inzidenz von 200 keinen Präsenzunterricht mehr geben darf. Die Koalitionsfraktionen beschlossen hingegen am Montag, dass ab einer Inzidenz von 100 Wechselunterricht vorgeschrieben wird; ab einer Inzidenz von 165 gibt es nur noch Distanzunterricht.

„Einen Wert von 165 ohne nähere Begründung festzulegen, erweckt den Eindruck von Würfeln auf hohem Niveau“, kritisierte der Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, in der „Welt“. Ohne nachvollziehbare Erklärung werde die neue Festlegung nur für weitere Verwirrung sorgen und dem Unmut von Eltern Vorschub leisten.

Lehrerverbandschef Meidinger sagte ebenfalls, ihn erinnere der Umgang mit den Inzidenzwerten für den Schulbetrieb „mehr an politisches Geschachere als an eine Orientierung an den Empfehlungen der Wissenschaft“. Offensichtlich sei mit Blick auf die laufende dritte Welle ein Wert gesucht worden, „wonach ein großer Teil der Schulen noch Präsenzunterricht anbieten kann“.

Sachsens Kultusminister Christian Piewarz (CDU) lehnte die Änderungen ab. „Es entsetzt, dass das Recht der Kinder auf Bildung und Teilhabe keine Gültigkeit mehr haben soll. Ich dachte, wir wären schon weiter gewesen“, sagte er der „Welt“. „Wenn wir die 165er-Inzidenz zum Maßstab erheben, dann droht, dass die Schulen bis zum Sommer nicht mehr öffnen können. Ein so fatales Signal an Kinder und Eltern können die Abgeordneten nicht ernsthaft senden wollen.“

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