Der Eurovision Song Contest verspricht so spannend zu werden wie lange nicht

Eurovision Song Contest 2021 - Bild: EBU
Eurovision Song Contest 2021 - Bild: EBU

Der Eurovision Song Contest (ESC) verspricht so spannend zu werden wie lange nicht mehr. Über Wochen lag Malta in den Wettbüros vorn, dann Frankreich – inzwischen wurde Italien zum großen Favoriten der Buchmacher. Diese sagten in den vergangenen Jahren treffsicher den Sieger voraus, doch in diesem Jahr scheinen sie in ihrer Meinung wacklig. Nur der deutsche Starter Jendrik spielt keine Rolle in den Wettbüros.

Nach der Corona-Zwangspause im vergangenen Jahr ersehnen sich die Fans die Rückkehr des bunten, oft auch schrillen Wettbewerbs. Das Ringen um die Nachfolge des 2019 erfolgreichen Niederländers Duncan Laurence beginnt am Dienstag mit dem ersten Halbfinale, in dem 16 Länder um zehn Plätze für das Finale kämpfen.

Am Donnerstag folgt Halbfinale zwei mit 17 Ländern, bevor schließlich am Samstag das Finale mit 26 Startern stattfindet. Deutschland gehört zu den fünf großen ESC-Geldgebern und muss sich nicht qualifizieren.

Dass in Rotterdam derzeit der größte Teil der Musiker aus 39 Ländern tatsächlich live vor Ort proben kann, ist schon ein großer Schritt in Richtung ESC-Normalität. am Dass Samstagabend bis zu 3500 Fans das Finale in der Ahoy-Arena sehen dürfen, wird ein weiterer.

Doch trotz der Entspannung der Pandemielage ist Corona aktuell am Rande des Wettbewerbs wieder das große Thema. In den Delegationen von Polen und Island traten Infektionen auf, weshalb die beiden Starter in Quarantäne geschickt wurden.

Schon im Vorfeld hatte das seit mehreren Jahren am ESC teilnehmende Australien entschieden, Sängerin Montaigne nicht nach Europa zu schicken. Von ihr wird ein Video in der Show eingespielt.

Deutschlands Sänger Jendrik unterliegt wie die anderen Starter strengen Regeln und darf sich während des Wettbewerbs nur im Hotel oder in der Halle aufhalten. Jendrik stand inzwischen aber schon wiederholt zur Probe auf der Bühne mit seinem Gute-Laune-Lied „I Don’t Feel Hate“.

Größere internationale Aufmerksamkeit konnte der mit seiner Ukulele auftretende Sänger dabei allerdings nicht erreichen, im Gegenteil. Seit Beginn der Vor-Ort-Proben verlor Jendrik noch weiter an Boden und rutschte auf Platz 29 in den Wettbüros ab.

ARD-Moderatorenlegende Peter Urban schreibt bereits eine mögliche Top-Ten-Platzierung für Deutschland ab. Er hoffe, dass es ein Platz um zwölf bis 15 werde, zeigte sich der wegen Corona nicht live aus der Halle, sondern aus dem Studio in Hamburg kommentierende Urban pessimistisch. „Wenn es besser wird, dann freue ich mich tierisch, aber die Konkurrenz ist dieses Jahr sehr stark“, sagte der 73-Jährige der „Rheinischen Post“.

Zu den stärksten Wettbewerbern um den Sieg werden derzeit die Französin Barbara Pravi mit ihrem „Voilà“ und die für Malta antretende Sängerin Destiny mit „Je Me Casse“ gezählt. Nachdem sie lange die Wettquoten dominierten, zog aber seit Beginn der Proben in Rotterdam die italienische Band Maneskin vorbei. Die Italiener bringen mit ihrem „Zitti E Buoni“ mal wieder eine handfeste Rocknummer in den oft von seichtem Pop getragenen Wettbewerb.

Ob es in den Shows nur um Musik oder auch um Politik gehen wird, ist dabei eine weitere spannende Frage des ESC. Das aus dem Jahr 2020 übernommene Motto „Open Up“ soll die Weltoffenheit der Niederlande zeigen. Doch diese könnte durch die Eskalation in Nahost auf die Probe gestellt werden.

Schon als 2019 das ESC-Finale in Israel ausgetragen wurde, spielte der ungelöste Konflikt mit den Palästinensern eine Rolle. Damals solidarisierten sich die Starter Islands mit den Palästinensern und zeigten im ESC-Finale eine Palästinenserflagge. 2019 war die Lage im Nahost-Konflikt aber vergleichsweise entspannt – in der aktuellen Lage wird sich zeigen, ob Starter ihre Auftritte für politische Statements für das eine oder andere Lager nutzen.

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