Starregisseur Roman Polanski stellt sich in einer neuen Dokumentation „Horror“-Erinnerungen an seine Kindheit im Holocaust. Der Film „Polanski, Horowitz. Heimatstadt“ begleitet Polanski und seinen langjährigen Freund, den Fotografen Ryszard Horowitz, durch die Stadt Krakau, wo sich die beiden während des Zweiten Weltkriegs im Jüdischen Ghetto kennengelernt hatten. Die Dokumentation feierte am Sonntag bei der Eröffnung des Krakauer Filmfestivals Premiere.
Der Dokumentarfilm handele von „Erinnerung, Konfrontationen mit der Vergangenheit, Vergänglichkeit, Trauma, Schicksal“, sagte Mateusz Kudla, der den Film mit Anna Kokoszka-Romer inszenierte und produzierte, der Nachrichtenagentur AFP. Anhand der beiden Hauptcharaktere Polanski und Horowitz wollten sie auch auf die „Tragödie“ der Menschen aufmerksam machen, die das Krakauer Ghetto nicht überlebten.
In einer Szene erinnert sich Polanski, wie ein deutscher Nazi-Offizier eine ältere Frau in den Rücken schoss und aus ihr Blut heraussprudelte. „Verängstigt lief ich durch das Tor hinter mir… Ich versteckte mich hinter Treppen“, erzählt Polanski, der zu Beginn des Zweiten Weltkriegs erst sechs Jahre alt war. „Das war meine erste Begegnung mit dem Horror.“
An einer anderen Stelle im Film rollt Horowitz seinen Ärmel hoch und zeigt die Nummer, die ihm bei seiner Ankunft im NS-Konzentrationslager Auschwitz auf den Arm tätowiert worden war. „Manchmal schaue ich sie an und denke mir, es kann nicht wahr sein, es muss ein schlechter Witz sein. Es ist unmöglich, dass ich da war und das überlebt habe“, sagt Horowitz, der von dem deutschen Industriellen Oskar Schindler vor den Nazi gerettet wurde.
Die Filmemacher fingen auch den Moment ein, wie Polanski den Enkel der katholischen Bauern Stefania und Jan Buchala traf, die ihn zwei Jahre lang in einem Dorf vor den Nazis versteckt gehalten hatten. Die Begegnung bewegte Polanski sichtbar.
Der Dokumentarfilm geht nicht auf die Missbrauchsvorwürfe gegen den umstrittenen Starregisseur ein, der wegen einer ihm drohenden Festnahme nicht in die USA zurückkehren kann. Darauf habe nicht der „Fokus“ gelegen, sagte Kokoszka-Romer. „In diesem Film geht es um ein völlig anderes Kapitel im Leben von Roman Polanski.“