Vom Langzeit-Regierungschef bis zur liberalen Hoffnungsträgerin

Plenarsaal des Landtags Sachsen-Anhalt - Bild: Ra Boe / Wikipedia
Plenarsaal des Landtags Sachsen-Anhalt - Bild: Ra Boe / Wikipedia

Die CDU will in Sachsen-Anhalt nach der Landtagswahl am 6. Juni weiterregieren – notfalls in der ungeliebten Kenia-Koalition. Die AfD dürfte erneut stark abschneiden, und der FDP könnte der Wiedereinzug in den Landtag gelingen. Folgende Spitzenkandidaten werben um Wählerstimmen:

REINER HASELOFF strebt seine dritte Amtzeit als CDU-Ministerpräsident an. Der promovierte Physiker steht seit 2011 an der Spitze der Landesregierung, seit fünf Jahren führt er ein Dreierbündnis aus CDU, SPD und Grünen. Die Kenia-Koalition geriet wiederholt in schwere Krisen, etwa wegen Annäherungsversuchen einiger Christdemokraten an die AfD oder wegen des Streits um den Rundfunkbeitrag. Haseloff selbst gewann als Landesvater zunehmend an Statur und gab sich in der Corona-Krise als Macher mit einem eigenen „Sachsen-Anhalt-Weg“. Als Bundesratspräsident erhielt die Stimme des 67-Jährigen zuletzt zusätzlich an Gewicht.

OLIVER KIRCHNER hofft für die AfD auf ein ähnlich starkes Ergebnis wie vor fünf Jahren, als seine Partei aus dem Stand zweitstärkste Kraft wurde. Der 55-Jährige steht seit 2018 an der Spitze der AfD-Fraktion, die er nach internen Querelen und dem Abgang seines umstrittenen Amtsvorgängers André Poggenburg befriedete. Der gelernte Autohändler zog 2016 mit einem Direktmandat in den Landtag ein. Er gehörte zum rechtsnationalen, inzwischen formal aufgelösten sogenannten Flügel der Partei um Thüringens AfD-Chef Björn Höcke.

KATJA PÄHLE kämpft für die SPD gegen die weitere Bedeutungslosigkeit. Nach dem Absturz bei der Wahl vor fünf Jahren auf nicht einmal elf Prozent sieht es in aktuellen Umfragen für die Sozialdemokraten derzeit nicht besser aus. Pähle, die sich in einem Mitgliederentscheid als Spitzenkandidatin durchsetzte, sitzt seit 2011 im Landtag. Nach dem Wahldesaster von 2016 übernahm sie den Fraktionsvorsitz. Den Koalitionspartner CDU kritisiert die 43-Jährige Soziologin und Psychologin als „Partei des Stillstands“ und hält Ministerpräsident Haseloff mangelnde Führungsqualitäten vor. Trotz zahlreicher Koalitionsstreitereien hielt sie aber an dem Bündnis fest.

CORNELIA LÜDDEMANN sitzt für die Grünen seit 2011 im Landtag. Seit 2016 Jahren führt sie dort die Grünen-Fraktion an. Zuvor war Lüddemann fünf Jahre lang auch Landesvorsitzende ihrer Partei. In der turbulenten schwarz-rot-grünen Regierungszeit kam der 53-Jährigen als Fraktionschefin so manches Mal die Rolle der Krisenmanagerin und Moderatorin zu. Doch das schreckte sie offensichtlich nicht ab. Lüddemann strebt auch künftig eine Regierungsbeteiligung ihrer Partei an, um grüne Projekte durchzusetzen.

EVA VON ANGERN wird mit der Linken wohl weiter in der Opposition bleiben, obwohl die Partei auf Rot-Rot-Grün spekuliert. Dafür sehen die Umfragen allerdings keine Mehrheit. Schlagzeilen machte die Linke zuletzt mit dem Plakat „Nehmt den Wessis das Kommando“, mit dem die Partei auf die unterrepräsentierten Ostdeutschen in Führungspositionen aufmerksam machen. Die 44-Jährige arbeitet schon lange in der Politik, bereits 2002 zog sie in den Landtag ein. Gemeinsam mit Thomas Lippman steht die dreifache Mutter, die in Magdeburg als Anwältin arbeitet, seit vergangenem Jahr an der Spitze der Fraktion.

LYDIA HÜSKENS will die FDP nach zehn Jahren zurück in den Landtag führen. 2016 verpassten die Liberalen den Sprung über die Fünfprozenthürde nur knapp. Hüskens ist sei 2011 stellvertretende Landesvorsitzende und saß für die Liberalen von 2002 bis 2011 im Magdeburger Landtag. Die 57-Jährige, im rheinischen Geldern aufgewachsen, zog es wenige Jahre nach der Wende beruflich nach Magdeburg, wo sie zunächst im Umweltministerium arbeitete. Seit 2015 ist die Geschichtswissenschaftlerin Geschäftsführerin des Studentenwerkes Halle. Ziel der FDP ist es, das „Drama Kenia“ zu beenden. Für eine Regierungsbeteiligung der FDP ist Hüskens jedenfalls offen.

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