Die deutschen Jugendämter haben im vergangenen Jahr acht Prozent weniger Kinder und Jugendliche zu deren Schutz in Obhut genommen. Die Zahl sank im Vergleich um Vorjahr 2019 um rund 4000 auf etwa 45.400, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Häufigste Ursache für die Inobhutnahme war Überforderung von Eltern, dies betraf 41 Prozent aller Fälle. Meist erfolgte eine vorübergehende Unterbringung in einem Heim oder einer vergleichbaren Einrichtung.
Der Rückgang ergab sich dabei zum einen aus weniger unbegleiteten Einreisen von minderjährigen Flüchtlingen. Zum anderen gab es weniger Fälle dringender Kindeswohlgefährdung sowie weniger Fälle sogenannter Selbstmeldungen von Jungen und Mädchen bei Ämtern. Ob die beiden letztgenannten Entwicklungen mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zusammenhingen, lasse sich anhand der Statistik nicht klären, hieß es. Diese könne das Dunkelfeld nicht abbilden.
Das Bundesamt verwies zugleich auf Einschätzungen von Fachleuten sowie entsprechende Studien, wonach Fälle von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung in Folge der allgemeinen Lockdownmaßnahmen und Kontaktbeschränkungen unentdeckt geblieben sein könnten. In die Statistik fließen nur die den Ämtern bekannten Vorfälle ein.