BDI plädiert für Steuersenkungen für Unternehmen

Siegfried Russwurm - Bild: BDI/Christian Kuppa
Siegfried Russwurm - Bild: BDI/Christian Kuppa

Vor dem Hintergrund des aufkommenden Bundestagswahlkampfs hat der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) eine Entlastung der Wirtschaft gefordert. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des BDI kommt zu dem Ergebnis, dass sich eine Senkung der Unternehmenssteuern für den Wirtschaftsstandort auszahlen würde. Zu erwarten seien „positive Effekte auf das Wirtschaftswachstum“ sowie auf private Investitionen und die Beschäftigung. Vor allem von den Linken werden niedrigere Unternehmenssteuern aber höchst kritisch gesehen.

Das IW untersuchte die Wirkungen der vom BDI vorgeschlagenen Senkung der Körperschaftsteuer von derzeit 15 auf zehn Prozent sowie die vollständige Abschaffung des Soli. Innerhalb von zehn Jahren überträfen die zusätzlichen Nachfrageimpulse nach Investitions- und Konsumgütern die Mindereinnahmen des Staates demnach um 33 Milliarden Euro. Über die Studie hatte am Donnerstag zunächst das „Handelsblatt“ berichtet.

Außerdem würde das höhere Wachstum demnach auch zu zusätzlichen Staatseinnahmen führen, so dass sich die Reform zu rund einem Drittel selbst finanzieren würde. Zudem sei ein Beschäftigungseffekt „im fünfstelligen Bereich“ zu erwarten. Die Zahl der Beschäftigten würde in den ersten fünf Jahren um 23.200 steigen.

Das Bruttoinlandsprodukt würde nach den Modellrechnungen über die ersten fünf Jahre insgesamt um knapp 28 Milliarden Euro gesteigert; innerhalb von zehn Jahren um gut 57 Milliarden Euro. „Die Zahlen beweisen es: Steuersenkungen für die Unternehmen sind im Höchststeuerland Deutschland nicht nur fiskalisch verkraftbar, sondern haben nachweislich positive Effekte auf das Wirtschaftswachstum“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm.

In der IW-Studie verweisen die Ökonomen darauf, dass sich die derzeitige Steuerlast für Unternehmen in Deutschland auf rund 30 Prozent beläuft. Sie setzt sich zusammen aus Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer und Solidaritätszuschlag. Damit sei Deutschland im internationalen Vergleich ein „Hochsteuerland“. Der EU-Schnitt liege bei gut 22 Prozent, der OECD-Schnitt bei 23,5 Prozent.

„Steuersenkungen sind kein Geschenk für Unternehmen, sondern eine entscheidende Voraussetzung für zusätzliche wirtschaftliche Aktivität und Investitionen am Standort Deutschland“, sagte Russwurm weiter. So erhöhten sich die Chancen, dass Deutschland aus den Corona-Schulden herauswachse. Eine zusätzliche Belastung oder eine Vermögensteuer könnten hingegen „den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung abwürgen“.

FDP-Fraktionsvize Christian Dürr sprach von „wichtigen Schlüssen“, die die Studie ziehe. „Entlastungen müssen nach der Bundestagswahl ganz oben auf der Agenda stehen“, sagte er AFP. Deutschland müsse ein attraktiver Standort werden, in den Unternehmen gerne investieren. Daher müssten zunächst der Soli abgeschafft und dann Unternehmen und Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen entlastet werden.

Grundsätzlich kritisch sieht die Linke geringe Unternehmenssteuern. Sie verweist in ihren Grundsatzpositionen auf zahlreiche Möglichkeiten, die tatsächliche Steuerlast auf unter 30 Prozent zu senken – etwa über Ausnahmen bei der Gewinnermittlung und die internationale Verschiebung der Gewinne. Die Linke fordert unter anderem eine Körperschaftsteuer von mindestens 25 Prozent.

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