Deutscher Arbeitsmarkt mit ersten Zeichen der Besserung in Corona-Krise

Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (über BA)
Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (über BA)

Der deutsche Arbeitsmarkt überwindet allmählich die Folgen der Corona-Krise. Im Mai sank die Zahl der Arbeitslosen um 84.000 auf 2,687 Millionen, wie die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag mitteilte. Damit waren weniger Menschen arbeitslos als vor einem Jahr. BA-Chef Detlef Scheele sieht in der Entwicklung „erste Anzeichen für eine umfassende Besserung am Arbeitsmarkt“. Eine Rückkehr auf das Niveau vor Corona erwartet Scheele allerdings frühestens 2024.

Die Arbeitslosenquote verringerte sich leicht auf 5,9 Prozent. Gegenüber dem Mai 2020 waren 126.000 Menschen weniger arbeitslos in Deutschland. Die Unternehmen meldeten außerdem deutlich mehr Stellen als vor einem Jahr, außerdem nahm die Erwerbstätigkeit wieder leicht zu. Besonders in der Zeitarbeit, im Handel, am Bau und im öffentlichen Dienst würden derzeit Stellen angeboten, sagte Scheele.

Trotz der positiven Entwicklung sieht der BA-Chef aber noch kein Ende der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Krise. „Der Arbeitsmarkt ist bei Weitem nicht über den Berg.“ Im Jahr 2024, womöglich erst 2025 werde das niedrige Niveau der Arbeitslosenzahl aus der Zeit vor Corona wieder erreichbar sein. Sorgen bereite nach wie vor die gewachsene Langzeitarbeitslosigkeit. Hier habe es aber immerhin im Mai erstmals seit über einem Jahr keinen weiteren Anstieg gegeben.

Auch die Zahl der Kurzarbeiter nahm ab. Nach den jüngsten vorliegenden Zahlen bezogen im März 2,61 Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld, was erstmals seit November ein Rückgang gewesen sei. Die Anzeigen für Kurzarbeit durch die Unternehmen seien weiter „deutlich“ rückläufig, sagte Scheele.

Besondere Anstrengungen in den kommenden Wochen kündigte die Bundesagentur am Lehrstellenmarkt an. „Wir wollen alles tun, dass dieser Jahrgang nicht verloren geht.“ Derzeit gebe es weniger Bewerber auf Ausbildungsplätze als vor einem Jahr, was vermutlich auch daran liege, dass die digitalen Zugangswege nicht die gewohnten Zugangswege über die Arbeitsagenturen ersetzen konnten.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht in den Arbeitsmarktzahlen einen Anlass für Zuversicht. Das wichtigste Instrument bleibe die Kurzarbeit, die teuer, aber unverzichtbar sei. Es sei dringend nötig, die vollständige Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge bei Kurzarbeit bis zum 30. September 2021 zu verlängern.

Die Arbeitsmarktexpertin der Linken, Sabine Zimmermann, warf der Bundesregierung vor, arbeitsmarktpolitisch untätig zu sein. Gerade Hartz-IV-Bezieher bräuchten bessere Förderung.

Der Grünen-Arbeitsmarktexperte Wolfgang Strengmann-Kuhn forderte mehr Unterstützung für junge Menschen, damit keine „Generation Corona“ entstehe. Der Berufseinstieg solle mit einem Einstiegszuschuss erleichtert werden. Außerdem müsse mehr bei der Weiterbildung unternommen werden.

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