Umstieg auf E-Mobilität wirkt sich auf hunderttausende Arbeitsplätze aus

Symbolbild: Autoherstellung
Symbolbild: Autoherstellung

Die Umstellung auf Elektromobilität hat erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsplätze bei den Autobauern – und macht bereits heute mehr Anstrengungen etwa bei Umschulungen nötig. Durch die schrumpfende Produktion von Verbrennungsmotoren entfallen in den kommenden Jahren voraussichtlich mehr Jobs als Beschäftigte in Rente gehen, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Münchner Ifo-Instituts im Auftrag des Autoindustrieverbands (VDA). Bis 2030 sind demnach mehr als 200.000 Arbeitsplätze von der Transformation betroffen.

Bislang hänge in der Branche „knapp jeder zweite Arbeitsplatz“ an der Verbrennertechnologie, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller bei der Vorstellung der Studie. Im Jahr 2019 – also bevor die Auswirkungen der Corona-Krise das Bild verzerrten – stellten bei Autobauern und Zulieferern demnach rund 613.000 Menschen Produkte her, die in Verbindung zu Verbrennungsmotoren stehen. 447.000 davon waren dabei mit Produkten befasst, die direkt mit der Verbrennertechnologie zusammenhängen – etwa Dieselmotoren, Abgasreinigungssysteme oder Auspufftöpfe.

Laut der Studie sind von der Elektro-Transformation bis zum Jahr 2025 mindestens 178.000 Beschäftigte betroffen und bis 2030 mindestens 215.000 Arbeitsplätze – „und dies schon auf der Basis der bisherigen Klimaschutzgesetze“, erklärten VDA und Ifo-Institut.

Müller kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die Bundesregierung vor dem Hintergrund des Bundesverfassungsgerichtsurteils zuletzt eine Nachschärfung ihrer Klimaziele angekündigt hatte und die Ziele „quasi über Nacht“ geändert werden sollten. „Gesetzesvorhaben dieser Dimension ohne echte Beteiligung Betroffener durchzuführen, schädigt Vertrauen“, sagte sie. Ifo-Präsident Clemens Fuest hob hervor, dass anstatt Ziele „im Alleingang“ zu verändern, sichere Rahmenbedingugen nötig seien – und die Frage beantwortet werden müsse, wie die Ziele in der Branche auch umgesetzt werden könnten.

Die Autobauer stecken durch den auch von der Politik forcierten Elektro-Umstieg derzeit mitten in einem Transformationsprozess, der viele Fahrzeugkomponenten zunehmend überflüssig macht und zugleich die Prioritäten hin zu Batteriezellproduktion oder Softwareentwicklung verschiebt. Laut Studie prägt dieser Prozess mindestens das kommende Jahrzehnt.

Dass in den kommenden Jahren viele Beschäftigte in Rente gehen, kann den potenziellen Verlust von Arbeitsplätzen dabei nur zum Teil abfedern. Bis 2025 gehen demnach rund 75.000 Beschäftigte in der Automobilindustrie in den Ruhestand, hiervon rund 38.800 im Fahrzeugbau. Bis 2030 scheiden insgesamt rund 147.000 Beschäftigte altersbedingt aus, etwa die Hälfte davon im Fahrzeugbau.

Es bleibe also eine „erhebliche Lücke“, erklärten VDA und Ifo-Institut. Bereits heute seien angesichts dieser Entwicklung „erhebliche Anstrengungen“ nötig, etwa durch Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen, heißt es in der Studie. VDA-Präsidentin Müller sieht angesichts der Herausforderungen für die Branche sowohl Unternehmen als auch Sozialpartner und Staat in der Pflicht.

Keine Angaben macht die Studie indes dazu, wie viele neue Jobs in der Branche durch den Elektro-Umstieg entstehen könnten – nach Angaben der Autoren ist eine Prognose dazu mit zu vielen Fragezeichen behaftet, etwa bei der Frage, wo neue Jobs in der Batteriezellfertigung tatsächlich entstehen.

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