Der verlängerte Lockdown in der Corona-Pandemie verhindert den Verkauf zahlreicher Modeartikel – die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt deshalb vor einer drohenden Vernichtungswelle bei neuer Kleidung. In der Mitverantwortung sieht Greenpeace dabei die Branche selbst: „Mit ihren grotesk beschleunigten Zyklen hat die Fast-Fashion-Industrie in der Pandemie Millionen unverkaufter T-Shirts, Hosen, Schuhe und anderer Kleidung zu Wegwerfartikeln degradiert“, sagte Greenpeace-Konsumexpertin Viola Wohlgemuth der „Welt“ vom Donnerstag.
Wenn dieser Berg wertvoller Produkte nun vernichtet zu werden drohe, unterstreiche dies die „die Obszönität“ eines großen Teils der Modebranche. „Wie können in einem Land mit 82 Millionen Menschen in ein paar Wochen 500 Millionen unverkaufte Kleidungsstücke anfallen? Braucht jede und jeder Deutsche sechs weitere Wintermäntel?“, kritisierte Wohlgemuth.
Statt Kleidung mit einer permanent verkürzten Halbwertszeit zu entwerten, müsse die Modeindustrie die Corona-Krise zur Entwicklung von Geschäftsmodellen nutzen, die einer Verschwendung von Ressourcen vorbeugen und keine falschen Bedürfnisse schüren, forderte Wohlgemuth. Schon in normalen Jahren bleibe nach Schätzungen jedes zehnte Stück unverkauft, weil es den Geschmack der Kundschaft nicht treffe, zu spät geliefert werde oder aufgrund von Überkapazitäten.
Die Handelsverbände Textil (BTE), Schuhe (BDSE) und Lederwaren (BLE) hatten am Mittwoch angesichts des verlängerten Lockdowns beklagt, dass sich im stationären Handel bis Ende Januar eine „riesige Lawine von einer halben Milliarde unverkaufter Modeartikel“ auftürmen werde, und hatte von der Politik mehr Unterstützung gefordert.