Bundesregierung beschließt Verdopplung der Ausbildungsprämien für Betriebe

Auszubildender - Bild: alex.gorbach via Twenty20
Auszubildender - Bild: alex.gorbach via Twenty20

Ausbildungsbetriebe können in der Corona-Krise auf höhere Bundeshilfen bei der Beibehaltung ihrer Lehrstellen hoffen. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch, das Programm zur Ausbildungssicherung zu verlängern und die Ausbildungs- und Übernahmeprämien zum kommenden Lehrjahr zu verdoppeln. Damit erhalten Unternehmen, die ihre Lehrstellenzahl trotz Krisenbelastung konstant halten, ab 1. Juni 4000 Euro pro Ausbildungsvertrag. Für jeden zusätzlichen Auszubildenden gibt es 6000 Euro.

Allen Firmen, die wegen der Pandemie zweifeln, ob sie auch im kommenden Ausbildungsjahr 2021 Stellen anbieten können, bietet die Bundesregierung mit ihrem erneuerten „Schutzschirm für Ausbildung“ aus Sicht von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) „handfeste und verstärkte finanzielle Anreize“. Heil sagte, Betriebe könnten nicht ihr Ausbildungsniveau reduzieren und „sich hinterher über Fachkräftemangel beklagen“.

Das im Sommer gestartete Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ soll kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit diversen Prämien motivieren, ihre Ausbildungsaktivitäten trotz wirtschaftlicher Belastungen aufrecht zu erhalten. Die Bundesregierung stellt für die erhöhten Zuschüsse nach eigenen Angaben nun insgesamt 500 Millionen Euro im laufenden sowie 200 Millionen Euro im kommenden Jahr bereit. Künftig können KMU mit bis zu 499 Beschäftigten die Hilfen beantragen – zumeist bei ihrer Arbeitsagentur. Bisher liegt die Grenze bei 249 Beschäftigten.

Neben den Ausbildungsprämien beinhaltet das Programm unter anderem eine Übernahmeprämie für Betriebe, welche Azubis von pandemiebedingt insolventen Unternehmen aufnehmen. Auch dieser Zuschuss wird nun auf 6000 Euro je Azubi verdoppelt und bis Jahresende verlängert. Er soll künftig „auch bei pandemiebedingter Kündigung oder bei Abschluss eines Auflösungsvertrages“ gezahlt werden, wie die Bundesministerien für Arbeit und Bildung nach der Kabinettsentscheidung gemeinsam erklärten.

Demnach wird auch die Förderung einer sogenannten Auftrags- oder Verbundausbildung erhöht: Wenn KMU eine Ausbildung pandemiebedingt unterbrechen müssen, können andere Unternehmen oder Dienstleister diese für mindestens vier Wochen übernehmen und bekommen dann je nach Laufzeit bis zu 8100 Euro. „Künftig kann auch der Stammausbildungsbetrieb statt des Interimsausbildungsbetriebs die Förderung erhalten“, erklärten die Ministerien weiter.

Das Bundeskabinett weitete außerdem die Zuschüsse zur Vermeidung von Kurzarbeit während einer Ausbildung aus. Bisher werden diejenigen Unternehmen, die trotz eines erheblichen Arbeitsausfalls von mindestens 50 Prozent ihre Ausbildungsaktivitäten fortsetzen, mit 75 Prozent der monatlichen Brutto-Ausbildungsvergütung gefördert. Künftig übernimmt der Bund laut Heil zusätzlich auch Kosten für die Ausbilder.

Obwohl der Fachkräftebedarf in der Krise unverändert sei, wollten KMU weniger oder gar nicht mehr ausbilden, beklagte der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Peter Weiß. Er warnte: „Einen verlorenen ‚Corona-Jahrgang‘ können wir uns nicht leisten.“

Doch „für ein paar tausend Euro mehr oder weniger entscheidet sich kein Betrieb für eine mehrjährige Ausbildung“, erklärte der FDP-Fraktionssprecher für berufliche Bildung, Jens Brandenburg. Vielmehr bräuchten die Betriebe Öffnungsperspektiven sowie Unterstützung bei der Beratung potenzieller Bewerber, damit Ausbildungsplätze nicht länger unbesetzt blieben. „Wie sollen sich denn junge Menschen für eine Ausbildung begeistern, wenn flächendeckend Praktika, Ausbildungsmessen und Berufsorientierungsprogramme ausfallen und digitale Angebote kaum genutzt werden“, fragte Brandenburg.

Der Maschinenbauverband VDMA verwies darauf, dass bundesweit und branchenübergreifend die Bewerberzahlen zuletzt um zwölf Prozent und die Meldungen betrieblicher Ausbildungsstellen um neun Prozent gesunken seien. Digitale Orientierungsangebote von Unternehmen reichten nicht: Auch die Arbeitsagenturen müssten Wege finden, Jugendliche in der Pandemie zu erreichen.

Das sieht auch die Allianz für Aus- und Weiterbildung so, der neben Vertretern der Bundesregierung und der Länder auch die Bundesagentur für Arbeit sowie Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften angehören. Neben dem beschlossenen Regierungsprogramm setzen die Allianzpartner auf eine verstärkte und gemeinsame digitale Berufsorientierung. So sollen entsprechende Online-Angebote auf einer neuen Plattform verknüpft werden, „damit Betriebe und junge Menschen gut zusammen finden“, wie Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) nach einer virtuellen Sitzung des Bündnisses am Mittwoch erklärte.

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