Alleinerziehende Frauen sind besonders von den finanziellen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise betroffen. In Deutschland treffen die Folgen vor allem die unteren sozialen Schichten und die Selbstständigen – und dabei besonders alleinerziehende Frauen, wie aus einer bundesweiten Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa hervorgeht. Deren erste Ergebnisse wurden am Montag in Berlin vorgestellt.
Die häufig geäußerte Behauptung, dass Frauen überproportional von den negativen Auswirkungen der Pandemie betroffen seien, treffe so pauschal nicht zu, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner. Allerdings würden sich alleinerziehende Frauen deutlich abheben.
So haben sich bei den abhängig Beschäftigten, also den Arbeitern, Angestellten und Beamten, 19 Prozent derjenigen mit Kindern im Haushalt beurlauben oder freistellen lassen, um ihre Kinder zu betreuen. Bei den alleinerziehenden Frauen waren dies 30 Prozent.
Besonders gravierend waren die Auswirkungen der Corona-Krise aber für die Selbstständigen. Von den Landwirten, Freiberuflern und übrigen Selbstständigen konnten nur 39 Prozent ihre Tätigkeit während der Corona-Krise unverändert fortführen. 22 Prozent mussten ihre Arbeit ganz einstellen und 39 Prozent mussten sie einschränken. Von den weiblichen Selbstständigen konnten nur 32 Prozent und von den alleinerziehenden Frauen unter den Selbstständigen sogar nur 15 Prozent ihre Arbeit unverändert fortführen.
Nur für wenige Selbstständige (28 Prozent) gab es durch die Corona-Krise keinen Umsatzrückgang. Zwei Drittel (66 Prozent) mussten Umsatzeinbußen verkraften und auch dabei traf es wiederum alleinerziehende selbstständige Frauen mit einem Anteil von 85 Prozent besonders hart.
Forsa befragte bundesweit im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums mehr als 30.000 Menschen. Die Befragung ist Teil einer umfassenden Untersuchung, an der unter anderem auch die Charité-Universitätsmedizin Berlin und das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung beteiligt sind.
Bei der Mehrheit der Bundesbürger halten sich demnach die negativen Auswirkungen auf die eigene finanzielle Lage noch in Grenzen. Auch die im März beschlossenen Beschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie und die seit Mai eingeleiteten Lockerungen werden von der Mehrheit der Bürger nach wie vor für richtig befunden.
Jeweils ein knappes Fünftel (17 Prozent) hält die im März beschlossenen Maßnahmen für zu streng beziehungsweise meint, sie hätten strenger sein müssen. Dass die Maßnahmen zu streng gewesen seien, meinen am häufigsten die Menschen in Sachsen (25 Prozent).
Nur jeder fünfte Bundesbürger (21 Prozent) hält indes eine zweite Infektionswelle für unwahrscheinlich. 40 Prozent halten dies für wahrscheinlich, und 37 Prozent schätzen das Risiko mit 50 zu 50 ein.